Telefonterror nach Datenverkauf

Ärger: André Jähnichen wird mit Anrufen von Werbern bombardiert.

Wuppertal. Als André Jähnichen Mitte Januar ein Schreiben der Firma Euro-Pro ins Haus flatterte, staunte der 45-Jährige nicht schlecht. Teilte ihm das Unternehmen mit Sitz im hessischen Grävenwiesbach mit, dass man Daten von ihm an Unternehmen für Werbezwecke herausgegeben habe. Rückfragen, so heißt es in dem einseitigen Schreiben, seien ausschließlich per Briefpost und unter Angabe weiterer Daten möglich.

Für Jähnich eine Frechheit. "Telefonisch kommen Sie da nicht weiter, und ich werde den Teufel tun, als denen weitere Daten von mir preiszugeben." Sogar persönlich habe er schon bei dem Unternehmen angeklopft, sei aber nicht einmal in die Nähe des Eingangs gekommen. "Das ist ein wahrer Hochsicherheitstrakt", sagt Jähnichen verärgert.

Die lästige Folge des Datenverkaufs: Bei dem 45-Jährigen und seiner Freundin schellt nun ununterbrochen das Telefon. "Manchmal bis abends 22 Uhr." Ob es nun um ein sensationelles Angebot von orthopädischen Schuhen, einen neuen Telefontarif oder Versicherungen geht - Jähnichen wird mit Angeboten dieser Art bombardiert. Ein- bis zweimal die Woche und zirka zwanzigmal im Monat erreichen ihn solche lästigen Anrufe. "Ich bin zum Glück nicht oft zu Hause", sagt der 45-Jährige, "aber der Anrufbeantworter ist regelmäßig voll davon."

20 Jahre habe er die gleiche Telefonnummer gehabt, habe sie nirgends veröffentlicht, jetzt musste er sich eine neue zulegen. Genützt hat es nichts. Die Anrufe bekommt er noch immer. "Eine Frechheit", sagt André Jähnichen, "ist aber, dass die Stadt meine Daten einfach herausgibt."

Diesen Vorwurf weist Martina Eckermann, Sprecherin der Stadt, zurück. Gesetzlich sei man zur Herausgabe von Daten verpflichtet, wenn ein berechtigtes Interesse bestehe. "Bei einfachen Melderegisterauskünften, also denen, wo Vorname, Name und Adresse mitgeteilt werden, wenn mit mindestens drei Angaben nach konkreten Namen gefragt wird, werden die anfragenden Unternehmen nicht gesondert überprüft oder nachgehalten." Meistens erfolge die Auskunft rein auf elektronischem Wege über eine NRW-Datenbank. Dafür verlange die Stadt eine Bearbeitungsgebühr von sieben Euro. André Jähnichen hilft das nicht, ihn erreichen die Telefonwerber noch immer - Tag für Tag.

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