Telefonanbieter: Nichts als Ärger unter dieser Nummer

Die Wuppertaler Verbraucherzentrale muss vielen Bürgern zu ihrem Recht verhelfen – der Bedarf steigt.

Wuppertal. Als die 77-jährige Leni Müller (Name von der Redaktion geändert) die Tür ihrer Wohnung in der Arndtstraße öffnete, wusste sie noch nicht, dass Ärger drohte. "Sie können die Hälfte ihrer Telefonrechnung sparen", versprach der Drücker eines bekannten Telefonunternehmens und rechnete die ältere Dame schwindlig. Kaum hatte er die Unterschrift, eilte er davon.

Leni Müller hatte eigentlich keine Chance: Nachdem sie erkannt hatte, dass das Versprechen nur eine Luftblase war, wollte sie den Vertrag - es handelte sich ja um ein Haustürgeschäft - mündlich widerrufen. Der Drücker wiegelte ab. Sie schrieb an das Unternehmen - das reagierte nicht. Als sie aus dem Urlaub kam, lag die Auftragsbestätigung im Briefkasten, jetzt drohte die Sache teuer zu werden. Leni Müller ging zur Wuppertaler Verbaucherzentrale - und die löste den Vertrag.

"Das ist kein Einzelfall", sagt Marlene Pfeiffer, die Leiterin der Verbraucherzentrale und ihre Kollegin Elisabeth Schoemakers ergänzt: "Etwa 75 bis 80 Prozent unserer Beratungskapazität brauchen wir mittlerweile für Telefonfirmen." "Die Firmen sind rigoros, die geben falsche Versprechen ab, nur um neue Kunden zu gewinnen", berichtet die Leiterin.

Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: In diesem Jahr haben sich bereits mehr als 1500 Wuppertaler an die Verbraucherschützer an der Schlossbleiche gewandt, weil sie sich über den Tisch gezogen fühlten. 230 Fälle haben Marlene Pfeiffer und ihre Kollegen übernommen, um den Menschen gegen die Tricks der Anbieter zu helfen.

Die Liste dieser Tricks ist lang: Unter falschem Namen stehen Drücker an der Tür, Kündigungen werden einfach nicht zur Kenntnis genommen, wenn sie nicht als Einschreiben mit Rückschein aufgegeben werden, wer umzieht, muss oft einen neuen Zwei-jahres-Vertrag unterschreiben, sonst bekommt er keinen Telefonanschluss mehr.

"Die Menschen sind empört und frustriert", weiß Angelika Thalmann, sie arbeitet ebenfalls an der Schlossbleiche. Oft ist es erst der Einsatz der Verbraucherschützer, der es ermöglicht, dass die Kunden ihre gutes Recht bekommen. "Es ist wie im wilden Westen, die Sitten verrrohen", schildert Pfeiffer, was derzeit auf dem Telekommunikationsmarkt los ist. "Da geht es nicht um einen Anbieter, fast alle Firmen wenden die gleichen Mittel an", berichtet sie.

"Legen Sie sofort auf, wenn sie angerufen werden. Schließen sie die Tür und lassen Sie sich erst gar nicht auf ein Gespräch ein." Das sind die Tipps, welche die drei Beraterinnen den Wuppertalern mit auf den Weg geben. "Der Verbraucher ist zu gutgläubig" seufzen die Beraterinnen

“ Verbraucherzentrale Wuppertal, Telefon 447732

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