Bergische Universität Crypto-Technologie soll gegen Daten-Fälschungen helfen

Professor Bela Gipp hat eine Software entwickelt, die Daten mit Zeitstempeln versieht. So soll geistiges Eigentum geschützt werden. Auch abseits der Uni gibt es zahlreiche Anwendungsgebiete.

 Bela Gipp ist Professor für Data & Knowledge Engineering an der Bergischen Universität.

Bela Gipp ist Professor für Data & Knowledge Engineering an der Bergischen Universität.

Foto: Bela Gipp/Universität Konstanz

In Zeiten der Digitalisierung ist kein Dokument mehr fälschungssicher. Ist das Foto echt? Wurde das Video manipuliert? Bela Gipp, Professor für Data & Knowledge Engineering an der Bergischen Universität, hat ein System entwickelt, mit dem die Echtheit von Daten fälschungssicher hinterlegt werden kann. Er nutzt dafür eine Technologie, die in den Nachrichten schon häufig aufgetaucht ist - Blockchain.

Eigentlich wird die für die digitale Crypto-Währung Bitcoin genutzt. Gipp erklärt das so: Bitcoins werden mit Rechenleistung erzeugt. Abgesichert werden sie über eine Art Logbuch, die Blockchain. Darin werden per vielteiliger Datenstruktur Überweisungsvorgänge erfasst und so verschlüsselt, dass man es nicht fälschen kann. Und das ganze dezentral. Die Daten einer Überweisung werden auf Tausenden Rechnern gleichzeitig verarbeitet, nicht nur bei einer Bank. Die Blockchain-Technologie nutzen auch die Stadtwerke seit 2017 für ihren Stromhandelsplatz „Talmarkt“.

Die Technologie hat Gipp sich 2012 zu eigen gemacht. Seitdem gibt es seinen Dienst „OriginStamp.org“ (Herkunftsstempel). Dort können Nutzer Daten einfügen und mit einem individuellen Fingerabdruck versehen lassen. Wer etwa eine Doktorarbeit oder ein Foto dort einfügt - nicht hochlädt - erhält einen 100stelligen Code, der gleichzeitig Betreff einer Bitcoin-Überweisung wird. So wird der Fingerabdruck einer bestimmten Datei manipulationssicher in das Datennetzwerk der Online-Währung integriert. Inklusive Datum und der genauen Uhrzeit. So lässt sich genau sagen, wann ein Dokument in welchen Zustand existiert hat.

Akademiker können das
System kostenfrei nutzen

Bela Gipp kam die Idee 2011. Er war Doktorand im Kalifornischen Berkeley und hat Ideen für Abschlussarbeiten von Studenten gesammelt und ausgeschrieben. Eine der Ideen wurde aber von einer Firma aus dem Silicon Valley aufgegriffen. „Einerseits habe ich mich gefreut. Andererseits habe ich mich gefragt, was ist, wenn die ein Patent anmelden und ich meine Idee nicht mehr nutzen darf?“ Da sei ihm der Gedanke gekommen, den Zeitpunkt seiner Ideen und die anderer Akademiker genau stempeln zu lassen. So kann man sein geistiges Eigentum sichern, ohne ein Patent anzumelden oder einen Notar einzubeziehen.

Bela Gipp bietet das System für Akademiker kostenfrei an. Aber es sei auch für private Nutzungen oder gar Firmen interessant. So kann man etwa Fotos von Wohnungen bei der Übergabe per App „stempeln“ lassen, oder Bilder vom Zustand eines Mietwagens bei der Abholung. So mache man die Fotos zu gerichtsfesten Beweisen. Gipp sagt, dass auch Reporter aus Syrien etwa schon Bilder abgesichert haben, um die Echtheit oder im Zweifel die Verfälschung durch das Regime nachweisen zu können.

Auch Firmen wie Medikamentenhersteller nutzen das System. Bela Gipp erklärt, dass wenn etwa eine bestimmte Chemikalie im Produktionsprozess nicht über 25 Grad erhitzt werden dürfe, Firmen die Daten mit seinem Dienst absichern würden. Wenn es denn Beschwerden oder Überprüfungen gebe, könne nachgewiesen werden, dass keiner die Daten manipuliert habe.

Um Dokumente zu überprüfen, gibt es aber keinen Prozess, mit dem sie wieder hergestellt werden. Es reicht, die Originale nochmal in das System zu laden. Wenn es genau gleich ist, meldet das das System in Sekunden. Dann gebe es den Code schon. „Wenn nur ein Leerzeichen verändert wurde, dann kommt ein komplett neuer Code heraus“, so Bela Gipp.

Für ihn sei es wichtig, mit seiner Arbeit einen Mehrwert zu schaffen. Geistiges Eigentum zu sichern. Aber auch echte Daten als solche erkenntlich zu machen. „Wer Daten fälscht, tut nie etwas Gutes“, sagt Bela Gipp. Insofern sei die Arbeit seines Teams ein Beitrag zu einer hoffentlich „besseren Welt“. Er denkt etwa an gefälschte Ergebnisse medizinischer Studien, die Konsequenzen für die Forschung oder gar Patienten haben könnten. Dass so etwas an der Universität entwickelt und erforscht werde, sei selbstverständlich. „Die Gesellschaft darf erwarten, dass wir etwas für sie tun. Wir werden aus öffentlichen Geldern bezahlt“, beschreibt Bela Gipp seine Motivation.

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