Technik gegen den Dauer-Stau auf der A 46

Die neue Generation der Signalsysteme soll den Verkehr auf der A 46 in den Griff bekommen – und dabei vor Gefahren warnen.

Wuppertal. Es ist ein offenes Geheimnis: Im Berufsverkehr stoßen die Autobahnen im Stadtgebiet immer wieder an ihre Grenzen. Als Reaktion darauf werden seit Jahren etliche Millionen Euro in die Erweiterung der A 1 und der A 46 investiert, um da - wo es möglich ist - Platz für zusätzliche Fahrspuren zu schaffen. Angesichts solcher Baustellen spielt die zweite "Stellschraube", mit der die immer größeren Fahrzeug-Massen bewältigt werden sollen, in der Öffentlichkeit oft nur eine untergeordnete Rolle: Die Rede ist vom so genannten Verkehrsmanagement.

"Tatsächlich hat das eine immer größere Bedeutung", erklärt Wolfgang Mainka, beim Landesbetrieb Straßen NRW für Verkehrstelematik zuständig: "Überall dort, wo die Infrastruktur den Ausbau der Verkehrswege nicht zulässt", könne Telematik in Form von Signalsystemen zu vergleichsweise geringen Kosten "Unfallschwerpunkte entschärfen, den Verkehrsfluss harmonisieren oder aber die Verkehrsdichte entzerren."

Wie lassen sich möglichst viele Fahrzeuge mit möglichst wenigen Staus möglichst schnell auf und über die Autobahn schicken? Um diese Frage dreht sich alles, wenn es auf der einen Seite um die Ampeln an den Autobahnauffahrten und auf der anderen Seite um die Verkehrsbeeinflussungs-Anlagen auf den Autobahnen selbst geht.

Beide Systeme haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie kosten viel Geld und sind bei Nutzern der Autobahnen nicht unumstritten. Erst vor wenigen Wochen ging das neue Signalsystem am Autobahnkreuz Wuppertal-Nord in Fahrtrichtung Osten für gut 600.000 Euro in Betrieb. Auch dort sind an und über den Fahrspuren jetzt jene großen Schilderbrücken installiert, die auf Tempolimits, Wetterbedingungen, Baustellen und Gefahren hinweisen. Gerade am antiquierten Autobahnkreuz soll die Signaltechnik dazu beitragen, die Verkehrssituation zu entschärfen und insbesondere Auffahrunfälle zu verhindern.

Dabei ist die Idee solcher Signale auf der A 46 nicht neu: 1984 wurde ein erstes Zeichensystem mit Tempovorgaben installiert. Zehn Jahre später ließ der damalige Landesverkehrsminister Franz-Josef Kniola die Anlagen abschalten - nach einer Pannenserie, von der er sich auf der Autobahn selbst überzeugen konnte: Bei leerer A46 zeigte die Anlage in Richtung Düsseldorf Tempo 60 an, bei Nebel und schlechter Sicht hingegen 120.

2002 dann - vorerst nur in Fahrtrichtung Hagen - wurde eine Streckenbeeinflussungsanlage eingeweiht - nach einer ersten Investition von gut 1,2 Millionen Euro. Mitte 2006 folgte die Inbetriebnahme des Systems in Fahrtrichtung Düsseldorf. Zungenbrecherisch als Streckenbeeinflussungs-Anlage bezeichnet, hat das System nun zwei grundlegende Funktionen: Zum einen erfasst es die aktuelle Verkehrslage und Wettersituation auf der Autobahn, zum anderen regelt es - in Abhängigkeit von der Wetter- und Verkehrslage - das Verhalten des Fahrzeugverkehrs.

Mit Sensortechnik bezieht das Signalsystem seine Informationen aus Induktionsschleifen in der Fahrbahn: Sie messen neben der Verkehrsmenge und -dichte auch die Fahrtgeschwindigkeiten. Daraus ergibt sich ein konstanter Datenfluss, der über die angeschlossene Verkehrsrechnerzentralen zum Beispiel auch die Autobahnmeistereien und die Polizei erreicht. Zudem erfasst die Technik mit Wetterstationen am Rand der Autobahntrasse die Fahrbahnbeschaffenheit, den Wind und die Sichtweite.

Staumeldungen sind auf dieser Datengrundlage ebenso möglich wie Warnhinweise - etwa bei Glätte. Auch werden die Tempo-Hinweise auf den Schilderbrücken dem aktuellen Verkehrsfluss angepasst. "Das soll auch dazu dienen, Staus in den Griff zu bekommen, die nicht durch ein Hindernis bedingt sind", erklärt Werner Neu vom Landesbetrieb auf WZ- Nachfrage.

Das Phänomen kennt jeder: Oft kommt es auf der Autobahn zu Staus, ohne dass eine Bau- oder Unfallstelle im Weg ist. Durch die Schilderbrücken - allein in NRW gibt es mittlerweile 3000 mit insgesamt 5000 Induktionsschleifen - soll der Verkehr durch angepasste Fahrweise besser "im Fluss" gehalten werden.

Mit den so genannten Zuflussregelungs-Anlagen, in der Öffentlichkeit auch als "Pförtnerampeln" an der Autobahn bezeichnet, ist das neue Leitsystem allerdings noch nicht verbunden: Auf Wuppertaler Gebiet wurden die Ampeln im Juni 2005 in Betrieb genommen - für gut 270.000 Euro aus Bundesmitteln an den Zufahrten Varresbeck, Katernberg und Elberfeld. Geplant werden derzeit weitere Anlagen für die Anschluss-Stellen Barmen und Wichlinghausen. Vor dem Jahr 2010 ist mit deren Einrichtung allerdings nicht zu rechnen. Die Streckenbeeinflussungs- und Zuflussregelungsanlagen steuern unabhängig voneinander, stützen sich jedoch auf dieselbe gemessene Verkehrslage.

Gerade die A 46 gilt als Stadtautobahn mit ihren vielen Auffahrten als neuralgische Strecke. Sinn und Zweck der Ampeln ist es, den Zustrom auf die Autobahn in Stoßzeiten so zu dosieren, dass er problemlos auffahren und sich einfädeln kann.

Kritikpunkt waren nach der Inbetriebnahme insbesondere Rückstaus bis ins städtische Straßennetz. Das ließe sich jedoch, so Mainka zur WZ, durch Einstellungen in Form einer Feinparametrierung der Anlage dämpfen. Bis Ende 2009 wird es im Landesgebiet gut 100 Anlagen geben, um den Verkehr auf der Autobahn auch auf diese Weise in den Griff zu bekommen.

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