Theater Rachefeldzug im Kindergarten

Taltontheater: Svenja Dee rechnet in „Haie küsst man nicht“ mit der Männerwelt ab.

 Svenja Dee als Eva im Kindergarten.

Svenja Dee als Eva im Kindergarten.

Foto: Joachim Schmitz

Evas Leben scheint perfekt: Sie hat einen tollen Job als Kindergärtnerin, hat sich den gut aussehenden Chef geangelt und heute, an ihrem 30. Geburtstag, wird er ihr bestimmt endlich einen Heiratsantrag machen - stattdessen erwischt sie ihn beim Knutschen mit ihrer besten Freundin. Wutentbrannt schließt Eva sich im Kindergarten ein, sinnt mal auf Rache, mal auf Selbstmord und rechnet gründlich mit ihrem Martin ab. Am Freitag zeigte das Taltontheater erstmalig die One-Woman-Show „Haie küsst man nicht“ von Stefanie Stroebele unter der Regie von Jens Kalkhorst.

Die Reaktionen auf den „Geburtstag mit Kerzen, Sekt und Treuebruch“ von Wut über Sehnsucht bis Trauer bringt das Stück gleichzeitig auf die Bühne: Eva erzählt ihre Geschichte von der ersten Begegnung bis zu dem Vorfall, für den es nur eine Lösung zu geben scheint: Sie bringt die beiden um. Oder sich selbst? Aber so einfach ist ein Selbstmord nicht – schon gar nicht im Kindergarten. Da hilft nur ein kräftiger Schluck WC-Reiniger. Und ein neues Kleid, damit sie hübsch aussieht, wenn Martin sie findet.

Svenja Dee tobt als Eva anderthalb Stunden durch das skurrile Kindergarten-Setting. Die Herausforderung, Eva und alle anderen Figuren selbst zu verkörpern, meistert sie mit Bravour. Vor allem in der zweiten Hälfte läuft sie zu Hochform auf: Eine gesunde Portion Wahnsinn steht der jungen Schauspielerin besser als mädchenhafte Hysterie.

Stefanie Stroebeles Stück bleibt aber eher Klischee als Kabarett: Die Abrechnung mit den Männern geht über den bekannten „Männer sind Schweine“-Tenor wenig hinaus. Auch die Figuren bleiben in den Stereotypen gefangen, die sie aufs Korn nehmen wollen. Selbst in der Auflösung steckt die Protagonistin in der tollpatschigen Opferrolle fest. Man hätte Svenja Dee einen stärkeren Abgang gewünscht. Ihre Leistung wurde dennoch mit anhaltendem Beifall und Jubelrufen belohnt.

Weitere Aufführungen: 9./10.11., 20 Uhr; 19.1., 20 Uhr; 20.1., 18 Uhr; 26.1. 20 Uhr; 28./29./30.3., 20 Uhr; 2.6., 18 Uhr.

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