Talflimmern: Mit Lenin kamen auch die Gäste

"Lenin kam nur bis Lüdenscheid" ist der bislang erfolgreichste Film der Reihe. Kein Wunder, schließlich geht es darum um die Kindheitserinnerungen eines Solingers - und die spielen sich überwiegend im Bergischen ab.

Wuppertal. "Wir waren schon mittags ausverkauft", beschrieb TALflimmerer Mark Rieder die überwältigende Resonanz auf "Lenin kam nur bis Lüdenscheid". Die selbstironisch beschriebenen Kindheitserinnerungen des Solingers Richard David Precht hat Regisseur André Schäfer überaus trefflich in Szene gesetzt. Weit nach Sonnenuntergang lief der Film im bis auf den letzten Stuhl belegten Freiluftkino an der Gathe.

Ebenso wie bei Premiere I begann bei Nummer II eine intensive Diskussion mit dem Regisseur. Ehe Schäfer aber beim Talk um Mitternacht Insiderwissen, politische Einschätzungen und persönliche Statements abgab, freute sich das Publikum an dem kurzweiligen Film. "Kinder kamen entweder aus Mamas Bauch oder aus Vietnam. Beides war für mich unglaublich", heißt es unter anderem darin.

Mit Applaus wurden Szenen wie "die Ordnung in unserer Wohnung hatte sich mangels Interesse aufgelöst. Für den Rest sorgten die fünf Kinder" bedacht, Riesenlacher gab es für den legendären DDR-Fußballer Jürgen Sparwasser, von der Mutter konsequent "Spülwasser" genannt, und den wegen Diebstahls vorbestraften Möbelpacker, der vom DKP-Vorstand als Kassenwart installiert wird und prompt mit dem Bargeld durchbrennt.

Ein Wiedersehen gab es mit "Franz Beckenbauer, der Uschi Glas des deutschen Fußballs", Rudi Dutschke, Benno Ohnesorg, Ulrike Meinhof und Andreas Bader. Weiterer Brüller: die fast vergessene Gesangseinlage von Willy Brandt, Walter Momper und Helmut Kohl beim Mauerfall vorm Schöneberger Rathaus.

Eine der ersten Fagen, die Frank Dudek zur Eröffnung des Gesprächs mit dem Publikum stellte, war, wie die Zusammenarbeit mit Richard David Precht gewesen sei. "Toll. Wir haben viele Gemeinsamkeiten, das hat viel Spaß gemacht." Viel Lob bekam Schäfer für sein Werk. Der bewegendste Moment: Eine alte Freundin der Familie Precht meldete sich zu Wort, erinnerte sich an einige rührende, aber auch lustige Szenen. Vielleicht wäre das Gespräch ewig weiter gegangen,aber irgendwann forderte die nachtschlafende Uhrzeit ihren Tribut. Mit einem letzten Applaus verabschiedeten die Zuschauer André Schäfer.

Eine Zusatzvorstellung von "Lenin kam nur ..." gibt es am Dienstag, 5. August, 22 Uhr.

www.talflimmern.de

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