Alltag in der Kinderbetreuung Tagesmütter investieren viel

Die Wuppertaler Tageseltern fordern mehr Geld. Die Erstattung von Sachleistungen ist seit elf Jahren nicht erhöht worden.

 Jakob (2, v.l.), Juna (2), Lina (2) und Patricia (1) haben bei Beate Milpetz ein voll ausgestattetes Spielzimmer.

Jakob (2, v.l.), Juna (2), Lina (2) und Patricia (1) haben bei Beate Milpetz ein voll ausgestattetes Spielzimmer.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Was Beate Milpetz alles für ihren Job ausgibt? Das mag sie gar nicht zusammenzählen. Sie ist seit sieben Jahren Tagesmutter, betreut fünf Kinder in ihren eigenen vier Wänden. In einem kleinen Kinderparadies bei sich zu Hause, was für Milpetz eben der Arbeitsraum ist.

Wer dort reinkommt, sieht ein voll ausgestattetes Spielzimmer. Lediglich das Bücherregal stammt noch aus privater Nutzung - ist aber auch voll mit Haba-Kartons und Spielen. Davor steht ein Kindertisch mit Stühlen, daneben ein Regal mit Fingerfarben, Stiften, Blättern.

Die Stühle und den Tisch hat sie „supergünstig von unserem Kindergarten“ bekommen, den ihre eigenen Kinder besucht haben. Aber das war ein Glücksfall. Die Fingerfarben und Stifte kauft sie selbst – eine Box Stabilo-Stifto für Kinder unter drei Jahren: 13 Euro, sagt Milpetz. Rechts im Zimmer steht ein Regal mit Kinderbüchern. Die hole sie zwar auch vom Flohmarkt, aber ihre Lieblingsbücher müsse sie auch neu kaufen. Und das regelmäßig. Die lesen sich ja ab.

Es ist nicht so, dass Milpetz als Tagesmutter kein Geld für sie Sachkosten bekommt. Den Tageseltern wird pro Kind und Stunde ein Pauschalsatz von 1,80 Euro für Sachkosten bezahlt.

Währen die Initiative der Wuppertaler Tageseltern, für die Milpetz spricht, sich für höhere Sätze für die Erziehungsleistung einsetzt, wird die Sachleistung nicht diskutiert. „Dabei ist die seit elf Jahren nicht erhöht worden“, sagt Milpetz. Sie hat fünf Kinder in Betreuung. Drei davon mit 20 Stunden die Woche. Eines mit 35, eines mit 40.

Tageseltern haben oft
große Ausgaben

Es geht nicht nur um kleine Beträge wie die für Stifte oder Bücher. Tageseltern wie Milpetz haben große Ausgaben. Milpetz zum Beispiel hat im Vorgarten eine grüne Box mit Schloss. Darin: ein Kinderbus mit sechs Sitzen und Motorunterstützung, damit sie die Kinder auch draußen bewegen kann. 4450 Euro. Wenn es ins Auto geht, klettern die Kinder in die Kindersitze, die Milpetz besorgen musste. Zwar hat sie die teilweise von Eltern ihrer Kinder günstiger übernehmen können oder von den eigen. Aber fünf Sitze sind trotzdem keine kleine Anschaffung. Und nicht für jede Tagesmutter so günstig zu bekommen.

Im Untergeschoss des Hauses in Oberbarmen hat Milpetz drei Kindergitter, je 100 Euro, hinter einem davon, wenn man durch den ersten Raum der Kinderbetreuung kommt, liegt ein zweiter Raum mit Wickeltisch, einem umgebauten Hochbett, das unten ein Bällebad mit 4000 Bällen beinhaltet. Gegenüber liegen fünf neue Betten für die Kinder – stapelbar, aus Schaumstoff mit integrierter Matratze: 666,50 Euro.

Aber Kinder wollen ja nicht nur schlafen – deswegen hat Milpetz auch eine Hüpfmatratze für 130 Euro im Kinderzimmer, eine Nestschaukel, die an die Wand montiert wurde – 100 Euro für das Gestell, die Schaukel für 150. In der Küche hat Milpetz eine Kinderküche, am Esstisch fünf Kinderstühle. „Die günstigeren, aber die kosten auch jeweils 80 Euro“, sagt sie. Im Badezimmer hat sie eigens ein Waschbecken auf Kinderhöhe installieren lassen.Viele Kosten sind einmalig oder zumindest selten. Andere fallen öfter an – Feuchttücher, Zahnbürsten, abgenutztes Spielzeug.

Bisher hatte die Stadt zugesagt, den Satz für Tageseltern von 4,50 Euro auf fünf Euro zu erhöhen. Dabei soll aber das Geld für die Erziehungsleistung erhöht werden, nicht für die Sachleistung. Dafür eine Erhöhung zu fordern, würde keiner in Betracht ziehen, sagt Milpetz. Das sei aussichtslos. Zumindest könne sie die Kosten steuerlich absetzen.

Eine Liste über ihre tatsächlichen Ausgaben führt Milpetz nicht. Dass sie aber nicht nur die Mittel für Sachleistungen in die Spielzeuge und das Zubehör steckt, das steht für sie eindeutig fest. „Was ersetzt werden muss, ersetze ich eben“, sagt Milpetz.

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