Tafel-Kunden verärgern Herz-Jesu-Gemeinde

Beschädigte Toiletten und Zoff unter den Bedürftigen – an Herz-Jesu wird kein Essen mehr verteilt.

Wuppertal. Die Wuppertaler Tafel bekommt eine neue Lebensmittelausgabe in Elberfeld: Ab dem 6. April werden immer montags an der Friedrich-Ebert-Straße 264 Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Dafür mietet die Tafel ein leerstehendes Ladenlokal, wie der Vorsitzende, Wolfgang Nielsen, auf Anfrage der WZ erklärte. Möglicherweise sollen die Ausgabezeiten sogar erweitert werden.

Über viele Jahre hinweg wurden die Lebensmittel in den Räumen der katholischen Herz-Jesu-Kirche an der Ludwigstraße verteilt. Doch damit ist seit Ende vergangenen Jahres Schluss. Die Gemeinde in der Nordstadt hat ihre Essensausgabe aufgegeben, seitdem gibt es in Elberfeld keinen Tafelladen mehr.

Hintergrund sind unangenehme Vorkommnisse im Gemeindehaus an der Ludwigstraße: Dort wurden offenbar die sanitären Anlagen wiederholt beschädigt und beschmutzt und in die Ecken vor dem Gebäude uriniert. Immer wieder sei in den gelben Tonnen vor dem Haus alles entsorgt worden, was den Tafel-Kunden nicht gepasst hat, so der verantwortliche Pfarrer Michael Grütering. Außerdem war das Gemeindebüro, für das es nur einen Eingang gibt, für Besucher nur noch schwer zu erreichen. "Sie haben öfter Sprüche zu hören bekommen", sagt er.

Der Ton zwischen den wartenden Kunden sei rau gewesen. Immer wieder habe es Zoff unter den Wartenden gegeben - eine Situation, die für die ehrenamtlichen Helfer aus der Gemeinde nicht leicht war. Obwohl der Wagen der Wuppertaler Tafel erst gegen 11 Uhr erwartet wurde, gab es teilweise schon ab 7.30 Uhr eine lange Schlange - bis zu 140 Menschen warteten auf die Lebensmittelausgabe.

Als die Kirche als Latrine benutzt wurde und sich die Beschwerden von Mietern aus dem Haus häuften, war das Fass für Pfarrer Grütering endgültig voll. Nachdem auch mehrere Gespräche und Ermahnungen nicht geholfen hatten, wurde die Ausgabe eingestellt.

Der Entschluss sei ihm nicht leicht gefallen, so Grütering. Auch weil der Tafelladen für die Kunden zu einem Treffpunkt mit sozialem Charakter geworden sei. So spielten die Tafel-Kunden vor Ort Karten und hielten ein Schwätzchen. "Ich mache niemandem einen Vorwurf. Aber im Interesse der anderen war das Verhalten einfach mehr zu akzeptieren", sagt der Pfarrer von Herz-Jesu. Schließlich haben in dem Pfarrsaal nicht nur die Lebensmittelausgabe, sondern auch Seniorenkreise und Frauennachmittage stattgefunden. "Das funktioniert nur, wenn sich alle an die Standards halten."

Wolfgang Nielsen von der Wuppertaler Tafel bedauert das Aus für die Ausgabestelle an Herz-Jesu. Aus den anderen Lebensmittelausgaben in Langerfed und Ronsdorf (s. Kasten) kennt er ähnliche Probleme nicht. "Ich kann die Leute nicht umerziehen", sagt Nielsen mit Blick auf die Geschehnisse in der Nordstadt. Die Tafel-Kunden seien halt ein anderes Klientel, wirbt er um Verständnis.

Ein Problem will Nielsen in Zukunft konkret angehen: So soll es demnächst Brechtigungs-Ausweise für die Essens-Ausgaben in den Stadtteilen geben. "Damit wollen wir den Tafel-Tourismus steuern", sagt er. Im Klartext: Es soll verhindert werden, dass schwarze Schafe unter den Tafel-Kunden von Laden zu Laden ge*hen und sich die Taschen vollpacken. Ein Phänomen, dass auch Pfarrer Grütering und seine Helfer schon beobachtet haben: So sei es vorgekommen, dass ein Mercedes mit fremdem Kennzeichen vorgefahren sei und mehrere Tüten voll Lebensmittel eingeladen hätte.

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