„Qualmst du noch? Ich hör auf!“ Tabak-Ambulanz hilft Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen

„Qualmst du noch? Ich hör auf!“ lautet das deutsche Motto des heutigen Weltnichtrauchertags. Um Menschen in ihrem Bestreben zu unterstützen, mit dem Rauchen aufzuhören, rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Aktionstag 1987 ins Leben.

 Dr. Sven Stieglitz ist Chefarzt der Klinik für Pneumologie am Petrus-Krankenhaus.

Dr. Sven Stieglitz ist Chefarzt der Klinik für Pneumologie am Petrus-Krankenhaus.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Der Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) in der Helmholtz-Gemeinschaft gibt für das Jahr 2020 an, dass rund 27 Prozent der Menschen in NRW Raucher sind. Die direkten und indirekten Kosten des Tabakkonsums für die Sozialkassen betragen nach Berechnungen des Krebsforschungszentrums jährlich insgesamt 79 Milliarden Euro.

Die gesundheitlichen Risiken des Rauchens sind vielfältig, Lungenkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall zählen zu den bekanntesten. Auch haben Raucher aufgrund der geschädigten Lunge ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf, wenn sie an Covid-19 erkranken. „Wer raucht, erhöht sein Risiko todbringende Erkrankungen zu bekommen“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW.

Auch verursachten Raucher Umweltschäden, da herumliegende Zigarettenstummel, wenn sie vom Regen ausgewaschen werden, Gewässer und Grundwasser mit hoher Nikotinbelastung verunreinigen können, so Beckmann. Die Raucherentwöhnung sei daher ein zentrales Thema bei der Barmer.

Tabakambulanz bietet Beratung bei der Raucherentwöhnung

Raucher, die aufhören möchten, haben am Wuppertaler Petrus-Krankenhaus die Möglichkeit, die Tabak-Ambulanz zu kontaktieren. Diese ist in der Lungenheilkunde verankert und soll ein niedrigschwelliges Angebot sein, erklärt Dr. Sven Stieglitz, Chefarzt der Klinik für Pneumologie am Petrus-Krankenhaus. „Wer Interesse an der Entwöhnung hat, kann sich melden und kostenlos einen Termin zu Beratung vereinbaren.“ Es gehe zumeist darum, die Motivation zum Nichtrauchen zu erhöhen oder bereits motivierten Personen, die die Mehrzahl der Patienten bilden, Informationen zu Möglichkeiten der Entwöhnung zu geben, so Stieglitz. Die meisten seien im Alter von Mitte 40 bis Mitte 50 und haben bereits mehrere Jahrzehnte lang geraucht. Gemeinsam wird dann ein Behandlungsplan aufgestellt und in der Regel auch ein Tag für den Rauchstopp festgelegt. Auch gibt es die Möglichkeit zu Interventionsgesprächen, wenn jemand im Verlauf der Entwöhnung Schwierigkeiten hat, auf das Rauchen zu verzichten.

„Rauchen ist eine Sucht“, sagt Stieglitz. „Von denen, die Heroin versucht haben, werden weniger abhängig, als jene, die Nikotin versucht haben.“ Wichtig sei es, einen „Switch im Bewusstsein“ hinzukriegen. Es gehe darum, zu erklären, dass es keinen Verlust bedeutet, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern einen Gewinn, so Stieglitz. Wenn der Druck, rauchen zu müssen verschwinde, sei dies echte Freiheit.

Süßigkeiten sind oft
Ersatz für Zigaretten

Viele ehemalige Raucher berichten von einer Gewichtszunahme infolge des Aufhörens, ausgelöst nicht selten durch Süßigkeiten, die als Ersatz für die Zigaretten dienen. Man solle daher offen über die Ernährung als Belohnung aufklären, sagt Stieglitz. Entscheidend sei, „das Belohnungssystem zu füttern, ohne zuzunehmen“. Zudem werde die Umgebung besprochen und Empfehlungen dazu gegeben, wie Gewohnheiten und Routinen, etwa die Zigarette zum Kaffee, durchbrochen werden können. Eine Beratung zu Nikotinersatzmitteln und Medikamenten finde durch die Tabak-Ambulanz ebenfalls statt.

Man könne feststellen, dass junge Menschen heute weniger rauchen, so Stieglitz, der als einen möglichen Grund dafür die Erschwerung für Tabakwerbung anführt. Forderung der Pneumologen sei es jedoch, diese komplett zu verbieten.

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