Synagoge in Wuppertal: Der "verwirklichte Traum"

Am Sonntag feierte die Jüdische Gemeinde den Bau der Synagoge vor zehn Jahren.

Wuppertal. Kanaldeckel waren zugeschweißt und Straßen gesperrt worden, Sicherheitskräfte hatten die Innenstadt abgeriegelt: So war es am 8. Dezember 2002, als die Bergische Synagoge in Barmen eingeweiht wurde.

Am Sonntag feierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft deren zehnjähriges Bestehen, „die Verwirklichung eines Traumes“, wie es Leonid Goldberg formulierte. Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal erinnerte an die ehrwürdige Einweihung.

Nie zuvor war ein israelischer Staatschef zu solch einem Anlass nach Deutschland gekommen — der Besuch galt seinerzeit als große diplomatische Geste des damaligen Präsidenten Mosche Katzav. „Juden können überall in der Welt leben, aber sie dürfen nicht vergessen, dass sie eine historische Heimat Israel haben“, sagte er damals.

Den Ehrengast aus Israel eingeladen hatte der damalige Bundespräsident und gebürtige Wuppertaler Johannes Rau, dem die Aussöhnung mit Israel ein lebenslanges Anliegen war. Als Kind hatte er die Synagogen Wuppertals brennen sehen, als Erwachsener wirkte er daran mit, sie wieder aufzubauen. „Noch nie hatte ich Johannes Rau derart gerührt gesehen wie bei der Einweihung der Bergischen Synagoge“, erinnerte sich Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) in seiner Festrede.

Christina Rau musste die Einladung zur gestrigen Feier wegen des winterlichen Wetters absagen. Verhindert war auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die an diesem Wochenende beim Parteitag der SPD in Hannover war. Vor wenigen Wochen hatte sie Leonid Goldberg den Landesverdienstorden verliehen. An ihrer Stelle sprach Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) der Gemeinde die Glückwünsche der Landesregierung aus. Die stellvertretende Ministerpräsidentin mit Wahlkreis in Solingen verwies auf den Zuwachs der jüdischen Kultusgemeinde, die derzeit 2300 Mitglieder im Bergischen zählt. „Es war ein schwerer Weg für Sie, wieder eine neue Heimat in Nordrhein-Westfalen zu finden“, sagte Löhrmann, „nachdem wir uns im Zweiten Weltkrieg eines Teils unserer selbst und eines Teils unserer Gesellschaft beraubt hatten.“

Präses Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), wurde die goldene Menorah verliehen, ein wichtiges religiöses Symbol im Judentum. Hintergrund: Das Grundstück, auf dem sich die Synagoge befindet, war von der Evangelischen Kirche zur Verfügung gestellt worden. Wie die Evangelische hatten sich auch andere Kirchen für den Bau der Synagoge engagiert.

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