Studierende setzen ein Zeichen gegen Antisemitismus

Zum Gedenken der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wurden die Stolpersteine in Elberfeld gereinigt.

Studierende setzen ein Zeichen gegen Antisemitismus
Foto: Anna Schwartz

Elberfeld. Wer in Wuppertal durch die Elberfelder Innenstadt läuft, dem fällt vielleicht die eine oder andere kleine Gedenktafel aus Messing im Boden auf. Die sogenannten „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig setzen ein Zeichen gegen das Vergessen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Zum gestrigen 79. Gedenktag an die Reichspogromnacht hat der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Bergischen Universität Wuppertal zum ersten Mal eine Putzaktion der Stolpersteine durchgeführt „Wir wollen damit ein Zeichen gegen den Antisemitismus setzen“, erklärt Politikwisschenschaftsstudent Emre-Can Tan, der ehrenamtlich im Asta tätig ist. In diesem Jahr fand die Putzaktion zwar nur in Elberfeld statt, doch das müsse nicht so bleiben. „Ich kann mir vorstellen, die Aktion im nächsten Jahr auf ganz Wuppertal auszuweiten“, sagte Tan.

Angefangen hat die Aktion am Donnerstag mit einer kleinen, lockeren Runde in der Universität. Dort hielt Gabriele Mahnert, Mitgründerin des Stolperstein-Vereins, einen kurzen Vortrag. „Es gab viele Interessierte, die die ‚Stolpersteine‘ auch in Wuppertal haben wollten“, begründete Mahnert die Entscheidung zur Vereinsgründung im Jahr 2006. Nach dem Vortrag machten sich alle zusammen auf den Weg zum ersten „Stolperstein“ „am Kleeblatt“. Dort sind zwei „Stolpersteine“ nebeneinander verlegt. Genau dort, wo früher die beiden Eheleute Plaut gewohnt haben — bevor sie durch den Nationalsozialismus in den Suizid getrieben wurden.

Am Kleeblatt wurde sofort losgelegt. Emre-Can Tan holte die Putzutensilien aus der Tasche und schon wurden die „Stolpersteine“ mit viel Kraft gründlich gereinigt. Auch Bernhard Sander, Mitglied im Wuppertaler Stadtrat für die Linke, ist mit dabei und legt Hand an. „Gerade in der Zeit der rechten Parteien, sollte man ein Zeichen gegen die antisemitistischen Töne setzen“, sagte Sander, der auch Mitglied im Kulturausschuss ist.

Nach einigen Minuten sind die ersten „Stolpersteine“ schon deutlich sauberer. Abschließend legten die Helfer weiße Rosen zu jedem „Stolperstein“ auf den Boden. Damit werde auf die Aktion aufmerksam gemacht, die so noch mehr auffalle, so Tan. „Weiße Rosen stehen für Widerstand.“ Auf diese Art und Weise wird ein „Stolperstein“ nach dem anderen gereinigt.

„Nach dieser Putzaktion werde ich mit offeneren Augen durch die Stadt laufen“, sagt Antina Scholz, Mitarbeiterin für Wissenschafts- und Technikgeschichte an der Wuppertaler Universität. Aktuell gibt es rund 200 „Stolpersteine“ in Wuppertal. Diese kleinen Gedenktafeln sind darüber hinaus in der ganzen Bundesrepublik zu finden. Aber auch in Ländern wie Polen wurden die „Stolpersteine“ verlegt, da es sich dabei um eine europaweite Aktion handelt.

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