Studie zur Integration: Nachbarn mit Migrationshintergrund erzählen

Ausstellung: Serkan Demiral präsentiert seine Ergebnisse.

Wuppertal. Fidan Turan war ein rebellisches kleines Mädchen, das lieber bei ihrer Mutter in einem Weiler in der türkischen Provinz Tunceli bleiben wollte, als Vater und Bruder in einen Männerhaushalt nach Deutschland zu folgen. Das war Anfang der 1970er Jahre.

Heute lebt sie in Wuppertal und arbeitet als Köchin. "Als ich in meine Wohnung in die Nordstadt gezogen bin, habe ich eine Familie gefunden" - so lautet ein Zitat der zierlichen Frau. Aufgeschrieben hat es der Ethnologe Serkan Demiral für eine Studie über Migration und die Geschichten hinter der Migration in der Wuppertaler Nordstadt.

Der Grund: 43 Prozent der Bewohner haben ihn, den sogenannten Migrationshintergrund, der das Leben auf dem Ölberg, in der Mirke oder am Ostersbaum bestimmt. Diese Vielfalt zu schätzen, hatte Bundespräsident Christian Wulff in seiner Rede zur Deutschen Einheit gefordert. Echten Zusammenhalt zu schaffen, sei die neue Aufgabe. Und so tönte es selbstbewusst von den Tischen des Hayat in der Schreinerstraße: "Integration - das funktioniert nur hier bei uns auf dem Ölberg". Am 30. September wurde eine auf Serkan Demirals Studie basierende Ausstellung in der Kneipe eröffnet.

Mit ihr will der Ethnologe gelungene Integration in Wuppertal sichtbar machen. "Begonnen hat sie doch längst", konstatierte Thomas Lenz von der Wuppertaler Arge, die Studie und Ausstellung gemeinsam mit dem Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen in Wuppertal in Auftrag gegeben hatte.

Der Ausstellungs-Titel "Ein Nest, was keinem allein gehört" ist dabei Programm. 20 exemplarisch ausgearbeitete Biographien geben der Gruppe der Migranten auf zwölf Tafeln eine Stimme. "Das sind unsere Nachbarn - und das schon seit Jahrzehnten", sagte Lenz im Gespräch mit der WZ. Es sei an der Zeit, dass sie aus der Anonymität treten und ihre Geschichte erzählen. Internetseite und Ausstellung sind ein erster Schritt in die Öffentlichkeit. In einem zweiten Schritt soll die Ausstellung in Schulen präsentiert werden. Interessenten gebe es bereits.

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