Studie: Neues Training für Herzpatienten

Am Herzzentrum in Wuppertal entsteht ein Trainingsprogramm, das Herzkranke wieder stärker und aktiver machen soll.

Wuppertal. Das Institut für Sportmedizin am Herzzentrum erarbeitet in einer Studie derzeit ein Trainingskonzept für Herz-Patienten. Die Betroffenen leiden an einer fortgeschrittenen Herzschwäche, zum Beispiel nach einem Infarkt, Durchblutungsstörungen oder unbehandelt hohem Blutdruck - viele von ihnen haben einen eingebauten Defibrilator.

Ihre Lebensqualität ist oftmals dramatisch eingeschränkt, weil ihr Herz immer am Limit arbeitet: Jedes Treppensteigen wird zum Problem. Ihr Zustand wird durch Medikamente stabilisiert. Dennoch droht das deutliche Nachlassen der Leistungsfähigkeit des Herzens (Dekompensation), die Folge kann zum Beispiel Wasser in der Lunge sein.

"Ein gezieltes Training lindert die Symptome, führt zu weniger Krankenhausaufenthalten und gibt Aussicht auf längere Lebensdauer", sagt Dr. Michael Coll vom Institut für Sportmedizin, der mit seinen Kollegen Dr. Schumacher und Dr. Nickl die Studie leitet. Diese soll jetzt herausfinden, wie das individualisierte Training aussehen muss - das wurde nämlich bisher noch nicht ausreichend untersucht.

Besonders ist auch, dass nicht nur Ausdauertraining, sondern auch Kraftttraining Bestandteil des Programms sein soll. Coll und seine Kollegen wollen die Ergebnisse wissenschaftlich aufarbeiten und eine Infrastruktur für die Patienten in Wuppertal etablieren. Das Training soll ausgebaut werden, eine Beratungsstelle für Patienten existiert bereits. Bei der aktuellen Studie, die von der Ethikkommission der Uni Witten genehmigt ist, werden die Patienten in zwei Gruppen eingeteilt: Die einen trainieren nach einer Einweisung selbstständig, die anderen unter Beobachtung.

Alle Teilnehmer sind ehemalige Patienten des Herzzentrums (Kasse oder privat). In regelmäßigen Abständen wird ihr Blut untersucht, ein Herz-Ultraschall und eine Leistungsdiagnostik durchgeführt - so kann der Erfolg des Trainings nachvollzogen werden. In jeder Gruppe sind 22 Patienten, es werden sukzessiv neue Gruppen gegründet. Jede Gruppe wird über sechs Monate betreut. "Bei den ersten Patienten zeichnen sich schon erste Verbesserungen ab", sagt Coll.

Als Kooperationspartner sind neben dem Institut für Sportmedizin das Herzzentrum, Reha-Zentrum Cardiowell, die Sporthochschule Köln und eine Arbeitsgruppe von Bayer Healthcare beteiligt - insgesamt machen 20 Ärzte und Sporttherapeuten mit. Laut Michael Coll gestalte sich die Durchführung derartiger wissenschaftlicher Studien schwierig, da man für solche Projekte in der Regel keine Geldgeber findet. In Wuppertal konnte das Projekt nur dank eines privaten Wuppertaler Stifters und des Herzfördervereins realisiert werden.

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