Studentenprotest zwischen Schlafsack und Sofa

Wuppertal. Zwischen Prüfungsangst, Furcht vor Repressalien und Zorn bewegt sich der Bildungsstreik der Wuppertaler Studierenden. Einerseits halten sie weiterhin mit Wachablösungen Hörsaal 21 der Bergischen Uni besetzt, andererseits wollen sie sich nicht namentlich zu ihrer Meinung bekennen, weil "nicht das persönliche Urteil, sondern das des Kollektivs" zähle.

Das sagt ein Studierender, der hinzufügt, die Besetzung werde wohl noch bis Semester-Ende fortgesetzt.

Zwischen Stapeln von Schlafsäcken und zwei Sofas referierte heute Politikwissenschaftlerin Maria Behrens auf Einladung der Studierenden im besetzten Hörsaal über deutsche Hochschulpolitik und ließ wenig Zweifel: Bologna-Prozess, mangelnde Bildungsaufwendungen von Land und Bund, Gesetzeshürden und Entdemokratisierung der Unis führten geradewegs ins Chaos.

Eine besondere Situation in Wuppertal sei es, dass die größten Bereiche der Uni, Geistes- und Sozialwissenschaften, nicht im Hochschulrat vertreten sind. Außerdem sei die Uni beim Ranking-Verfahren in einem Wettbewerbsnachteil, weil sie auf die Lehramtsausbildung spezialisiert sei, nur die Forschung hingegen Drittmittel einwerben könne. Fachkräfte stünden also vor der Wahl zwischen Forschung und Lehre, wobei die Entscheidung schon programmiert sei.

Die eiskalte Wahrheit kostet die protestierenden Studenten viel Kraft. Allein an ihrem Forderungskatalog arbeitet ein etwa 30-köpfiges Team, das - mitten in den Prüfungsabläufen - immer wieder umdenken muss. Dem Rektorat werfen Studierende, die nicht namentlich genannt werden möchten, geringe Auskunftfreude vor. Rektor Lambert T. Koch werde per Mails um Stellungnahme gebeten, äußere sich aber nicht. Auch die Homepage der Uni verschweige die Besetzung des Hörsaals.
Unterdessen zeichnet sich zumindest bei der Forderung, den Prüfungs-Stress abzubauen, Entspannung ab. Professorin Maria Behrens benennt als Beispiel ihren Fachbereich, wo man sich nun auf Modulabschlussprüfungen beschränke.

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