Stromkosten: In Wuppertal wächst die Energie-Armut

Viele Wuppertaler können ihre Strom- und Heizkostenrechnung nicht mehr bezahlen. Grund ist auch marode Bausubstanz.

Wuppertal. Steigende Energiekosten und die marode Bausubstanz vieler Mehrfamilienhäuser sind in Wuppertal immer häufiger Gründe für Verschuldung. Dieses Fazit zieht die Verbraucherzentrale beim Blick auf das vergangene Jahr. „Energie wird immer teurer, aber die Leistungen für Hartz-IV-Empfänger werden nicht im gleichen Maße angepasst“, sagt Jochen von Köller.

Hinzu komme, dass die Wohnungen mit niedrigem Mietpreis in Wuppertal besonders selten energieeffizient seien. „Ich habe mit Kollegen aus vielen anderen Städten gesprochen, das Problem scheint bei uns besonders groß zu sein“, sagt von Köller. Das Ergebnis ist sogenannte Energie-Armut: Menschen, die ihre Strom- und Heizkostenrechnung nicht mehr bezahlen können.

Den Schwarzen Peter allerdings allein den Wuppertaler Vermietern in die Schuhe zu schieben, weigert er sich: „Viele Menschen wissen wenig über ihren Stromverbrauch und kommen erst zur Beratung, kurz bevor der Strom abgestellt wird — oder noch später.“

Neben der Energie-Armut hat im vergangenen Jahr vor allem die Telekommunikationsbranche die Verbraucherschützer beschäftigt. Fast die Hälfte aller Rechtsberatungen haben mit Problemen aus diesem Bereich zu tun. Erschreckend ist, wie schnell sich die Betrüger den neuen Begebenheiten durch die Änderungen im Telekommunikationsgesetz anpassen: Durch das neue „Button-Gesetz“, wonach Nutzer deutlich per Klick Kosten bestätigen müssen, ist ein deutlicher Rückgang der „Abofallen“ zu verzeichnen. „Die Betrüger konzentrieren sich zunehmend auf den App-Markt“, sagt Marlene Pfeiffer von der Verbraucherzentrale.

Auch der Wechsel des Telefonanbieters sorgt immer wieder für Ärger. Dabei ist das Telekommunikationsgesetz jetzt eindeutig: Maximal einen Tag müssen Kunden auf ihren Telefonanschluss verzichten, dafür müssen die Anbieter sorgen. „Leider sieht die Realität häufig noch ganz anders aus“, sagt Marlene Pfeiffer.

Besonders tragische Einzelschicksale begegnen den Beratern bei Problemen mit der Krankenkasse. Auch hier hat eine Gesetzesänderung Erleichterung für den Verbraucher gebracht: Der Säumniszuschlag — früher bei einigen Kassen bis zu 60 Prozent im Jahr — ist auf ein Prozent im Monat gedeckelt. Trotzdem gilt weiterhin: Wenn der Versicherte mehr als zwei Monate mit der Zahlung der Beiträge im Rückstand ist, erlischt der Versicherungsschutz. „Das ist besonders für Rentner, die häufig zum Arzt müssen, tragisch“, sagt Alexandra Kopetzki. Auch in diesen Fällen kann eine Ratenvereinbarung helfen.

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