„Streuf hat mich stark geprägt“

Im Künstlergespräch erzählt Eugen Egner von seinem Leben und Werk.

„Streuf hat mich stark geprägt“
Foto: Gerhard Bartsch

Erhellend, witzig, inspirierend - besser kann ein Künstlergespräch eigentlich nicht sein. Begleitend zur Ausstellung „Vorschau“ im Loch fragte Jochen Stade Eugen Egner nach Leben und Werk — und der Zeichner-Musiker-Schriftsteller plauderte gern aus dem Nähkästchen.

Die Rückschau begann mit dem 1951 geborenen Jungen, der schon vor der Schule lesen und schreiben lernen wollte. Die Eltern wurden so lange genervt, bis sie ihrem Sohn alles nötige beibrachten. Kaum klappte es mit dem Schreiben, stellte der kleine Eugen eine ungewöhnliche Liste auf. „Ich wusste immer, was ich nicht wollte“, erklärte der Künstler und nannte ein paar Beispiele von der Liste: „Nie normal arbeiten, nie Soldat werden.“ Am liebsten wäre der kleine Eugen nie zum Frisör gegangen. Als junger Mann hielt er sich an seine „Do not’s“. Die langen Haare trägt Egner heute noch.

Die Schule blieb für den Autodidakten in Sachen Kunst, Musik und Literatur „die letzte formale Ausbildung meines Lebens“. Prägend war die Schulzeit auf jeden Fall. Beim Deutschlehrer lernte er gründlich. Comic-Hefte regten zum Selberzeichnen an. Und dann gab es da noch den Mitschüler R.M.E. Streuf. „Er hat mein Leben so stark geprägt wie meine Eltern.“ Die Rockmusik, die beide gemeinsam spielten, war die Keimzelle für die Band Armutszeugnis.

„Die Gitarre ist mein Fetisch“, sagte Egner, der aktuell beim Improvisationstrio Gorilla Moon spielt. Da er eine „quasi erotische Beziehung zum Schrott“ habe (seine Familie lebte früher neben einem Schrottplatz), bastle er am liebsten aus alten Gitarren neue. „Die werden dann gegen Menschen angewendet.“ Gelächter im Raum.

Die Künstlerkarriere schob er an, als er 1971 eine seiner Zeichnungen an die Hörzu schickte. Zu seiner eigenen Überraschung veröffentlichte die Zeitschrift sein frühes Werk. Bei den Satirezeitschriften Titanic und Italien sind seine fantastischen Bilderwelten sicher besser aufgehoben. Ganz zu schweigen vom Loch, wo Egner am Computer verfremdete Fotos und ausgefallene Objekte zeigt.

Mit Nachdruck bekannte sich Egner zum „höheren Blödsinn“. Untrennbar gehört Humor auch zu seinen Texten. „Was ich mache: negative in positive Energie transformieren.“ Bewusst habe er sich erst nach der Musik und dem Zeichnen dem Schreiben zugewandt. „Ich sagte mir: Du kannst nicht so früh anfangen. Du hast noch nichts zu sagen.“

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