Streifzug Stadtgeschichte (5): Auf den Spuren des St. Laurentius

Wie ein frühchristlicher Märtyrer zum Patron Wuppertals wurde — ein Rundgang durch Elberfeld zeigt die Zusammenhänge.

Elberfeld. St. Laurentius fürs iPhone, zu haben für den Elberfelder Laurentiusweg. Ja, was ein ordentlicher Heiliger ist, der besitzt heute auch ein sogenanntes App für das Multimedia-Handy. Aber es ist durchaus noch möglich, dem Stadtpatron auf konventionelle Weise auf die Spur zu kommen. So versammelten sich jüngst wissbegierige Wuppertaler auf dem Kirchplatz, um Elke Brychta von dort aus auf dem Elberfelder Laurentiusweg zu folgen.

Neuer Blickfang zur Rechten — das Armenpflegedenkmal, erklärt Brychta dort. Mit dem immensen Reichtum einer Minderheit von Industriellen und Fabrikanten kam einst die Armut der Elberfelder Mehrheit, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Noch weniger aber vermag man sich in die Zeit zu versetzen, als genau dort, wo sich das Armenpflegedenkmal erhebt, Elberfelds erste Kirche entstand — die heutige Alte Reformierte Kirche. Sie war Laurentius geweiht.

Otto I., erklärt Brychta den Hintergrund, siegte 955 über die Ungarn. Das geschah am 10. August, dem Laurentiustag — und so wurden hernach viele Kirchen Deutschlands eben diesem Heiligen gewidmet. Der Stadt Elberfeld und später Wuppertal bescherte dies das Wappen: ein Rost in den Klauen des bergischen Löwen, soll Laurentius doch zu Tode gegrillt worden sein. „Wann denn, bitte?“, erklingt die Frage aus der Runde. „258 in Rom.“ Dass es am 10. August gewesen sein soll, kann sich nun jeder selbst denken.

Über der Frage, ob Laurentius tatsächlich verbrannt wurde, beginnt es zu regnen. Also geht es schnell weiter zum Standort der zweiten Elberfelder Laurentiuskirche. Das war zum Erstaunen der kleinen Wandergruppe genau dort, wo das alte Elberfelder Rathaus und jetzige Von der Heydt-Museum steht. Das Dach dieser Kirche sei schließlich so marode gewesen, dass man während des Gottesdienstes den Schirm aufspannen musste. Nun, das passt zum gerade tröpfelnden Regen.

Schnell noch ein Blick auf den Neumarkt, wo sich einst der Friedhof erstreckte, und dann mit eiligem Schritt zur dritten und heute noch bestehenden Laurentiuskirche. Friedrich Engels erschien sie im 19. Jahrhundert noch wie aus der Stadt verbannt, doch längst sind Häuser ringsum entstanden. In ihnen wohnten einst der Bankier von der Heydt, der Neandertaler-Entdecker Carl Fuhlrott und der Heimatdichter Otto Hausmann.

Und gar nicht weit von davon lebte auch Else Lasker-Schüler, die Brychta über Zitate sprechen lässt — erzählte die Dichterin doch auch von der eindrucksvollen Laurentiusprozession in Elberfeld, die mittlerweile fast vergessen ist. Der Heilige jedoch hat seinen immerwährenden Platz im Stadtgedächtnis bewahrt — bis ins Smartphone hinein.

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