Polizei-Tagebuch Ein geflüchtetes Mädchen und ein handgreiflicher Ehemann

Polizist Max Bieringer berichtet von seinen Erlebnissen auf Streife in Wuppertal.

 Eine Frau hatte sich bei der Wuppertaler Polizei gemeldet, weil sie Opfer von häuslicher Gewalt geworden sei.

Eine Frau hatte sich bei der Wuppertaler Polizei gemeldet, weil sie Opfer von häuslicher Gewalt geworden sei.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

In einem der vergangenen Nachtdienste erhielten mein Streifenpartner und ich den Auftrag, eine vermisste Minderjährige zu suchen. Wir bekamen die Information, dass das Mädchen eigentlich in einer Wohngruppe außerhalb von Wuppertal lebe und von dort öfter wegläuft, um sich heimlich mit ihrem Freund zu treffen. Da es nun jedoch schon nach Mitternacht war, das Mädchen noch immer nicht zurückgekehrt war, und man nicht wusste, wo es sich aufhält, verständigten Angehörige der Wohngruppe die Polizei.

Aufgrund unserer Erfahrungen, die wir bei vorangegangenen Einsätzen mit dem Mädchen gemacht hatten, suchten wir zunächst die Wohnanschrift des Freundes auf, der ebenfalls minderjährig ist und bei seiner Mutter wohnt. Der Sohn sagte zunächst, er wisse nicht, wo seine Freundin sei und mache sich schon Sorgen, da sie sich nicht meldete.

Nachdem wir gemeinsam sein Zimmer aufgesucht hatten, um die Telefonnummer der Vermissten zu notieren, bemerkten mein Kollege und ich, dass unter dem Esstisch der Wohnung eine Frau kauerte und sich ganz offensichtlich versteckte – es stellte sich heraus, dass es sich dabei um die Vermisste handelte. Nach einer kurzen Diskussion und einem Telefonat mit unserer Leitstelle brachten wir das Mädchen wieder zur Wohngruppe zurück.

In einem Spätdienst meldete sich eine Frau und sagte, sie sei Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Sie sei vor ihrem Mann geflüchtet, nachdem er sie mit dem Auto verfolgt und mehrfach geschlagen habe. Es stellte sich heraus, dass der Mann scheinbar zu viel Alkohol getrunken hatte und sich daraufhin ein Streit entwickelt hatte. In der Vergangenheit sei es schon häufiger zu gewaltsamen Übergriffen durch den Mann gekommen, insbesondere wenn er Alkohol getrunken hatte. Sie sei daraufhin aus Angst vor erneuten Schlägen aus der Wohnung geflüchtet.

Die Polizei verwies den Mann
für zehn Tage der Wohnung

Da der Beschuldigte damit nicht einverstanden gewesen sei, habe er die Frau verfolgt und sei, obwohl er keine gültige Fahrerlaubnis besitze, betrunken mit ihrem Auto hinter ihr hergefahren. Als er sie eingeholt hatte, habe er sie gezwungen, in das Auto einzusteigen. Dann habe er sie mehrfach in den Bauch geschlagen, bis sie geflüchtet sei. Anschließend habe sie die Polizei verständigt.

In der Wohnung sprachen die Kollegen mit dem Beschuldigten. Dieser wollte von dem Sachverhalt nichts wissen. Im Rahmen der Durchsuchung, stellte sich heraus, dass er eine scharfe Schusswaffe mit sich führte. Aufgrund der Tatsache, dass die beiden miteinander verheiratet sind, wurde der Mann für zehn Tage der Wohnung verwiesen. Der Ehefrau wurde nahegelegt, die dargelegten Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen und eine Verfügung beim Amtsgericht zu erwirken, damit ihr Mann auch nach dem polizeilich verhängten Rückkehrverbot nicht in die Wohnung zurückkehren darf. Den Mann erwartet nun wegen mehrerer Straftaten und Verstößen ein Strafverfahren.

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