Soziales Zwei gute Geister für den Kirchplatz

Streetworker sorgen im Bereich um das Café Cosa nach turbulenten Tagen für mehr Ruhe.

Die Sozialarbeiter Klaus Krampitz und Judith Fröhlich kommen mit Drogensüchtigen ins Gespräch.  Foto: Andreas Fischer

Die Sozialarbeiter Klaus Krampitz und Judith Fröhlich kommen mit Drogensüchtigen ins Gespräch. Foto: Andreas Fischer

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Nachmittags ist der Kirchplatz voll. Menschen stehen in Grüppchen zusammen, unterhalten sich, begrüßen sich quer über den Platz. Seit das Café Cosa seine Räume ebenfalls am Kirchplatz hat, nutzen auch dessen Gäste den Platz verstärkt als Aufenthaltsort – zumal bei dem anhaltend schönen Sommerwetter.

Der evangelische Kirchenkreis hat jetzt zwei Sozialarbeiter beauftragt, die sich jeden Nachmittag drei bis vier Stunden um die Menschen auf dem Kirchplatz kümmern.

„Als deutlich wurde, dass diese Menschen den ganzen Platz in Anspruch nehmen, sahen wir Handlungsbedarf“, erklärt Superintendentin Ilka Federschmidt. Viele Geschäftsleute, Anwohner und Kunden haben in den vergangenen Monaten Ängste und Sorgen geäußert. Es dauerte eine Weile, bis das Geld für die Stellen beschafft war, wobei sich Stadt und Kirche die Kosten teilen. Seit Mitte August sind Judith Fröhlich und Klaus Krampitz jeden Wochentag auf dem Kirchplatz unterwegs. Beide arbeiten schon lange für die Diakonie, haben dort Menschen mit vielfältigen Problemen beraten, etwa Drogenabhängige und Obdachlose. Aus ihrer Tätigkeit bei der Zentralen Beratungsstelle kennen sie viele der Klienten am Kirchplatz.

Ihre Klienten suchen
eine Zugehörigkeit

„Viele von denen freuen sich, wenn wir kommen“, sagt Klaus Krampitz. Denn diese Menschen bekommen durchaus mit, dass sie in der Gesellschaft unerwünscht sind, dass sie von vielen Passanten Ablehnung erfahren. „Sie fühlen sich nicht willkommen und benehmen sich dann auch dementsprechend.“ Deshalb sind diese Menschen dankbar, wenn jemand wie die beiden Streetworker freundlich auf sie zukommt. Auch das ist ein Grund, warum sie sich auf dem Kirchplatz versammeln: „Sie suchen eine Zugehörigkeit“, erklärt Judith Fröhlich. In der Gruppe unter ihresgleichen fühlen sie sich wohl. Und im Zentrum von Elberfeld gebe es nur wenige Plätze mit Sitzmöglichkeiten – deshalb konzentriere sich die Klientel auf den wenigen vorhandenen. Denn für andere Aktivitäten, etwa einen Besuch im Café oder Kino, haben die meisten kein Geld.

„Sie haben nur eine derbe
Sprache und sind oft laut“

Normalerweise müssten Anwohner und Passanten von den Klienten wenig befürchten, betonen die Sozialarbeiter: „Es gibt einzelne aggressive, aber die meisten sind höflich und freundlich – sie haben nur eine derbe Sprache und sind oft laut.“ Doch die Gefahr auf dem Kirchplatz sei nicht höher als etwa auf der Poststraße oder vor dem Hauptbahnhof.

Die Sozialarbeiter beginnen Gespräche mit den Leuten auf dem Platz, bauen ein Vertrauensverhältnis auf und geben bei Bedarf Tipps. Denn Probleme haben diese Menschen meistens reichlich: mit dem Jobcenter, mit der Wohnung, mit psychischen Krankheiten. Viele waren drogenabhängig und werden jetzt mit Methadon substituiert. Dabei haben die Streetworker häufig Einfluss auf ihre Klienten: „Wenn wir die Leute kennen, sind die durchaus verständig und machen, was wir von ihnen wünschen“, sagt Judith Fröhlich – etwa aus einem Hauseingang herauskommen.

Die Sozialarbeiter versuchen auch, mit den umliegenden Geschäftsleuten ins Gespräch zu kommen und zu vermitteln. Im Café Cosa schauen sie natürlich jeden Tag vorbei, um sich zu informieren, ob es am Vorabend und Vormittag irgendwelche Vorkommnisse gab. Während sie auf dem Platz sind, haben die Streetworker noch nie Probleme erlebt, ihre Anwesenheit wirkt offenbar beruhigend. Bis Ende Dezember sind die beiden Stellen vorerst eingeplant. Wobei das Problem sich in der kalten, feuchten Jahreszeit auch von alleine entspannt. „Diese Leute gehören zu unserer Stadt dazu – wir müssen damit sozial umgehen“, betont Ilka Federschmidt.

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