Stiftung ermöglicht jedem Schüler Bildungsreise nach Auschwitz

Schüler sollen sich vor Ort mit den Nazi-Verbrechen auseinandersetzen. Die Reisen finanziert eine neue Stiftung.

Wuppertal. Das gab es noch nie: Mehr als ein Dutzend Stiftungen geben Geld in eine neueStiftung, die nur ein Ziel hat: Schülern aus NRW - und später aus ganzDeutschland - einen Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Auschwitz zuermöglichen. Die Idee stammt von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, derbei dem Unternehmer-Ehepaar Roswitha und Erich Bethe auf offene Ohren stieß.

Heute stellten Rüttgers und das Ehepaar Bethe die neue Stiftung in derWuppertaler Hauptschule am Katernberg vor. Dort haben Schüler ihreEindrücke vom Besuch in dem ehemaligen Konzentrationslager in einerAusstellung zusammengetragen.Die Auseinandersetzung der Wuppertaler mit dem dunklen Kapitel der deutschenGeschichte soll nun möglichst vielen Schülern ermöglicht werden. Insgesamt sechs Millionen Euro stellt die Bethe-Stiftung für das Projekt zurVerfügung. Laut Erich Bethe gibt es darüber hinaus Zusagen von anderenStiftungen in Höhe von 20 Millionen Euro.Die Stiftung bezahlt Schulklassen zwei- bis dreitägige Reisen nach Polen.Die Schüler selbst zahlen dafür pro Kopf nur 35 Euro. Den Rest (rund 400Euro pro Person) legt die Stiftung drauf.

Bereits im Herbst sollen dieersten Reisen zur Gedenkstätte auf Stiftungs-Ticket starten. Die Pilotphase wird insgesamt zehn Jahre dauern. Dann, so hofft Bethe, soll das Projekt "auf dauerhaft tragende Beine gestellt sein und deutschlandweit fortgeführt werden".

Mit Blick auf die Stiftungs-Gründung sagte Rüttgers in Wuppertal: "Was hier passiert, wird unsere Welt ein Stück weit zum Guten verändern." Das Wachhalten der Erinnerung an den Holocaust bleibe eine der wichtigsten Aufgaben der Schulen.

Der NRW-Ministerpräsident ist einziges deutsches Mitglied des Kuratoriums der vor etwa einem Jahr gegründeten Internationalen Auschwitz-Stiftung, die sich den Erhalt der Gedenkstätte zum Ziel gesetzt hat und an der sich das Land Nordrhein-Westfalen mit 6,4 Millionen Euro beteiligt.

Die Bethe-Initiative aus Wuppertal passt da genau ins Konzept. Mehr noch: "Sie zeigt, dass sich neben dem Staat eben auch Bürger ihrer Verantwortung aus der Geschichte stellen", so Rüttgers.

Für Bethe selbst hat sein Engagement auch familiäre Hintergründe. Sein Vater war unter anderem wegen Kriegsdienstverweigerung von den Nazis ins Gefängnis geworfen worden. 1996 gründete der gebürtige Kölner Erich Bethe mit seiner Frau die Bethe Stiftung, in die der Industriekaufmann sein als Unternehmer erwirtschaftetes Vermögen einbrachte.

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