Denkmäler : Steinerner Zeitzeuge erinnert an Gefallene
1931 wurde das Kriegerdenkmal in Barmen-Nächstebreck errichtet.
Als Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts wird der Erste Weltkrieg von vielen Historikern bezeichnet. Die Schrecken des unbarmherzigen Krieges prägten das Leben der Menschen noch Jahre nach dem Ende des Kaiserreiches. In fast allen Dörfern und Städten wurden Kriegerdenkmäler zum Gedenken der Gefallenen aufgestellt, manchmal erst Jahre nach Kriegsende. So auch an der Junkersbeck in Nächstebreck, wo seit vielen Jahren am Volkstrauertag Kränze an einem Denkmal niedergelegt werden, das der Bildhauer Ernst Müller-Blensdorf (1896 – 1976) geschaffen hat.
1929 fasste die Einwohnerschaft von Barmen-Nächstebreck den Beschluss, „ein Gefallenen-Denkmal“ zu errichten, am 31. Mai 1931 wurde es nach einem Gottesdienst in der Hottensteiner Kirche unter Beteiligung des Kirchenchores, des Langerfelder Posaunenchores und des Männergesangvereins Bracken eingeweiht. Dass die überlebensgroße wuchtige Soldatenfigur aus Porphyrblöcken erst im Jahr 1931 aufgestellt wurde, ist ein Beweis dafür, wie lange das Echo des Krieges nachhallte. Die Namen von zunächst 123 Gefallenen (aufgrund eines Nachtrags sind es jetzt 127) sind auf den beiden Seiten des Denkmals auf zwei Tafeln aufgelistet. Vor einigen Jahren wurden die beiden Platten vom Bürgerverein Nächstebreck erneuert. Vorangegangen war eine intensive Recherche von Inge Kuhlmann im Stadtarchiv, denn die Namen auf den Originalsteinen waren zum Teil nicht mehr zu entziffern.
Inge Kuhlmann hat noch weit mehr an Informationen über das Denkmal herausfinden können. „Obwohl am Kriegermal in jedem Jahr Kränze niedergelegt worden sind, war darüber so gut wie nichts mehr bekannt. Dabei weist gerade dieses Denkmal eine ganz besondere Geschichte auf. Es ist wohl dem abgelegenen Standort zu verdanken, dass es heute noch dort steht“, sagt Inge Kuhlmann.
In einem vergleichbaren Stil hatte der Künstler Ende der 1920er Jahre ein Ehrenmal für die Nachbargemeinde Neviges geschaffen. Diese Figur sollte das erwachende Vaterland darstellen, ein Kopf zwischen den Füßen des Kriegers die Hässlichkeit des Krieges. Die Figurengruppen auf den Seitenrampen zeigten die Not der Frauen und Kinder sowie die Arbeit der Daheimgebliebenen während des Krieges.
Die Figur wurde als blinder Rudi ins Lächerliche gezogen
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten geriet das Kunstwerk in die Kritik, weil es den Machthabern nicht „arisch“ genug erschien. Schon vorher war die Figur als „blinder Rudi“ ins Lächerliche gezogen worden. Das Urteil einer Kunstkommission, die das Ehrenmal als „künstlerisch beachtlich“ einstufte, stoppte die Abrissbirne nicht. Auf Betreiben des Kreisleiters der NSDAP für Niederberg wurde das Kriegermal am 23. November 1937 zerstört und abgetragen. Zuvor war eine zweite Kommission, der nur Nationalsozialisten angehörten, zu folgendem Urteil gekommen: „Das Denkmal ist künstlerisch nicht wertvoll, und es entspricht auch in keinster Weise dem nationalsozialistischen Empfinden.“