„Steckdosen sind meine Tankstelle“

Joachim Suszka aus Cronenberg betreibt eine Solaranlage, die den Antrieb für sein Auto erzeugt. Mit der Verbraucherzentrale berät er jetzt andere Interessenten.

„Steckdosen sind meine Tankstelle“
Foto: Stefan Fries

„Sonne tanken“ kann man inzwischen nicht nur im Liegestuhl, sondern auch wenn es um Mobilität geht. Noch ist es für die allermeisten Zukunftsmusik, ihr Elektroauto mit selbst produziertem Photovoltaik-Strom betanken zu können. Doch die Möglichkeiten sind schon jetzt gegeben. „Wenn eine Solaranlage auf dem Hausdach für die entsprechende Energie sorgt, werden Fahrten im Elektroauto nicht nur emissionsfrei, sondern klimaneutral und unabhängig von Energiepreisen“, sagt Stefan Bürk. Er weiß, dass es sich bereits mit der heutigen Technik um eine lohnende Investition handeln kann. Der Energieberater bei der Verbraucherzentrale Wuppertal wirbt für den Schritt in die völlige mobile Unabhängigkeit und berät immer mehr Kunden über Einsparmöglichkeiten und bestmögliche Nutzung.

„Sonne im Tank“ heißt die überregionale Beratungsaktion der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und macht Hausbesitzern Mut, die Anschaffungen einer Photovoltaik-Anlage und eines Elektroautos clever zu nutzen. „Angesichts von Diesel-Skandal und drohenden Fahrverboten denken immer mehr Menschen über einen entsprechenden Umstieg nach“, erklärt Bürk. Er gibt jedoch auch zu bedenken, dass es in NRW bislang erst wenige „Sonnentank-Pioniere“ gebe. Für Wuppertal sei ihm erst einer bekannt. Joachim Suszka aus Cronenberg setzt seit gut einem Jahr auf die hauseigene Energieeinspeisung seines Fahrzeugs und hat uneingeschränkt gute Erfahrungen gemacht. „Die Aufladung geht zwar nicht ganz so schnell wie an der Tankstelle, aber für mich ist das absolut alltagstauglich“, erzählt Joachim Suszka: „Jede Steckdose ist meine Tankstelle.“

So reicht dem Vorreiter ein ganz normaler Stromanschluss und ein Verbindungsadapter, der beim Fahrzeug mitgeliefert war und Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt. Per Laptop kann Suszka den Stromfluss regulieren. „Ich stelle meistens eine kleine Leistung von zwölf Ampere ein. Es dauert dann neun Stunden, bis der Wagen voll aufgeladen ist“, erklärt er. Bei hochreguliertem Stromfluss ist sogar eine Komplettladung in drei Stunden möglich, was der üblichen Starkstromverbindung von öffentlichen Ladestationen nahekommt.

Seit vier Jahren besitzt der pensionierte Pilot eine rund 70 Quadratmeter große Solaranlage auf seinem Hausdach am Wilhelmring. Vor eineinhalb Jahren kam ein Elektroauto dazu, in seinem Fall ein BMW I3 für 29 000 Euro abzüglich 4000 Euro Umweltprämie. Das Fahrzeug hat eine maximale Reichweite von rund 250 Kilometern.

Auf die Idee, beide Anschaffungen miteinander zu kombinieren, kam Suszka selbst. „Das Ganze ist eigentlich ganz einfach und unproblematisch. Allerdings ist es eben noch nicht so bekannt“, sagt der 66-Jährige. Dank eines hausnahen Stellplatzes kann er nun jederzeit Strom laden. Die selbst produzierte Energie macht die Sache besonders rentabel.

Berater Bürk erklärt: „Die durchschnittliche Solaranlage auf einem Einfamilienhaus liefert mehr Strom als ein Privatwagen üblicherweise verbraucht.“ Für 10 000 km werden rund 2000 Kilowattstunden benötigt. „Je mehr man seinen Strom selbst nutzt, desto attraktiver wird es.“ Bürk gibt zu bedenken, dass der Weiterverkauf des nicht verbrauchten Stroms mit lediglich zwölf Cent pro kw/h vergleichsweise wenig einbringe.

Ob sich das Sonnen-Tanken langfristig lohnt, hängt jedoch grundsätzlich von vielen Faktoren ab, so etwa von Solaranlage, Elektrofahrzeug, sonstigem Stromverbrauch und Nutzungszeiten. Im Falle von Joachim Suszka ergibt die Eigenaufladung besonders viel Sinn, weil er als Rentner häufig zuhause ist und sich seine Ladungszeiten in der Regel aussuchen kann.

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