Starkregen formt Bett der Wupper

Wupperverband freut sich über Mithilfe der Natur. Renaturierung des Flusses macht weiter Fortschritte.

Starkregen formt Bett der Wupper
Foto: Andreas Fischer

Seit dem 29. Mai ist die Wupper unter dem Bismarcksteg am Islandufer nur noch ein paar Meter breit. Als sich die Wupper an diesem Tag durch den Starkregen innerhalb von Minuten in einen reißenden Fluss verwandelte, wurden unterhalb der Einmündung des Mirker Baches Unmengen von Steinen, Geröll und Schutt angeschwemmt. Nachdem der Wasserstand gefallen war, trat zutage, dass sich die Wupper dort ein neues Bett geschaffen hat. Eine solche durch die Natur verursachte Veränderung des Flusslaufes hatte es seit Menschengedenken nicht mehr gegeben.

Beim Wupperverband registriert man diesen natürlichen Wandel gelassen. „Wir legen im Zuge der Renaturierung der Wupper an vielen Stellen Inseln an oder erweitern und verengen das Flussbett. Nun hat die Wupper dies selbst getan. Die Renaturierungsmaßnahmen sind kein Risiko bei Starkregen, sondern sie verbessern den Hochwasserschutz“, sagt Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes.

„Im Abschnitt zwischen Döppersberg und Ohligsmühle haben wir für 2019 ohnehin Veränderungen des Flusslaufes geplant. Da keine Gefahr für einen Rückstau in den Mirker Bach besteht, werden wir nun in Ruhe prüfen, wie die Engstelle in diese Pläne passt“, sagt Verbandssprecherin Susanne Fischer.

Sie ruft in Erinnerung, welch positive Entwicklung die Wupper in den vergangenen Jahren genommen hat. Der entscheidende erste Schritt war die Verbesserung der Wasserqualität. Ohne diese wäre es undenkbar, dass wieder Lachse die Wupper hinaufziehen. „Die Zeiten, in denen die Schulkinder in Leichlingen stinkefrei bekamen, wenn es wieder einmal nicht auszuhalten war, sind zum Glück vorbei. Kein Wunder, dass man früher das Wasser so schnell wie möglich aus den Städten haben wollte und die Wupper begradigt hat“, sagt Susanne Fischer.

Die Ziele einer ökologischen Wasserwirtschaft werden auch im Masterplan „Grünes Städtedreieck — Region mit Weitsicht“ formuliert. Darin heißt es: Die Wupper soll auf einer Länge von 60 Kilometern zum blau-grünen Rückgrat der Region werden.

Monotonie ist kein Freund der Natur. Das weiß jeder Gärtner, der im eigenen Garten auf Vielfalt setzt, statt sich mit einem gepflegten englischen Rasen und Kieswegen zu begnügen. Das Aufschütten von Felsen und Gestein oder die Aufweitung des Flussbettes wie in Sonnborn unterhalb des Bayer-Sportparkes oder im Bereich von Vorwerk in Laaken bringen Abwechslung in den Flussverlauf. Das wiederum wirkt sich positiv auf Menschen und Tiere aus. Vorwerk richtet in Laaken die Neubauten auf dem Werksgelände in Richtung Wupper aus. Mitarbeiter und Besucher sollen sich an der herrlichen Flusslandschaft erfreuen.

„Die Wupper ist für viele Tiere ein Tor in die Stadt“, berichtete Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz in einem Gespräch mit der WZ. Beeindruckend ist die Vielfalt, die sich wieder eingestellt hat — nicht zuletzt wegen der Veränderungen, die der Fluss erfahren durfte. So wurden Eisvögel und Wasseramseln in Barmen beobachtet. Reiher und Kormorane gehören fast schon zum Stadtbild. Der Wupperverband ist längst kein Einzelkämpfer mehr, denn zum Beispiel auch am Arrenberg haben sich die Bewohner ihrem Fluss zugewandt. Der Verein „Neue Ufer“ hat die Wupper an weiteren Stellen erschlossen, ist beharrlich im Einsatz, um die Zugänge attraktiver zu machen und attraktiv zu erhalten. Der Fluss, der der Stadt den Namen gegeben hat, verändert sich — und am Bismarcksteg hilft sogar die Natur mit.

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