Stadtwerke: Ein Querdenker nimmt Abschied

Nach fast zwei Jahrzehnten Vorstandsarbeit wurde Rainer Hübner am Dienstagmittag in der Stadthalle offiziell verabschiedet.

Wuppertal. Wie viele Hände lassen sich innerhalb einer halben Stunde schütteln? Seit gestern kann Rainer Hübner diese Frage beantworten: Fast 220 Hände waren es, bevor es nach fast 20 Jahren Vorstandsarbeit bei den Wuppertaler Stadtwerken an die offizielle Verabschiedung des Arbeitsdirektors ging. So viele Gäste waren mittags in den Mendelssohn-Saal gekommen, um dem 61-Jährigen auf Wiedersehen zu sagen.

Unter ihnen war auch Stadtdirektor Johannes Slawig, der Hübner in einer Rede würdigte - stellvertretend für Oberbürgermeister Peter Jung, der derzeit Urlaub macht. In schwierigem Fahrwasser habe Hübner eine Vielzahl an Aufgaben in Angriff genommen - 1988 wurde er als Arbeitsdirektor auch Vorstandsmitglied bei den WSW. An der Strukturreform in den 90er Jahren war Hübner ebenso beteiligt wie an der Erschließung neuer Geschäftsfelder und an der strategischen Ausrichtung der WSW - die eben erst wieder in den Mittelpunkt gerückt ist. Auch für den Bus- und Schwebebahnbetrieb in Wuppertal war er lange zuständig.

Hübners Vorstandszeit stand allerdings auch im Zeichen eines kontinuierlichen Stellenabbaus bei den Stadtwerken und im Schatten des umstrittenen Krisenmanagements nach dem Absturz der Schwebebahn im April 1999. Den Umbau des Wuppertaler Wahrzeichens und dessen öffentliche Darstellung prägte der Wuppertaler, der am 3. November 1945 in der Niederlausitz geboren wurde, entscheidend mit.

Hervorgehoben wurde zum Abschied Hübners oft kontroverser Einsatz in Sachen Arbeitnehmer-Mitbestimmung: Er habe nie den Eindruck gemacht, "nicht anecken zu wollen", attestierte Guntram Schneider, als Redner und Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Nordrhein Westfalen. Neutralität zu wahren, sei Hübners Sache eben nicht gewesen, sobald es um Mitbestimmung der Arbeitnehmer ging - das sei sein Verdienst.

Der 61-Jährige, der Ende der 70er Jahre Referatsleiter der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung war, wurde im Rahmen der Feierstunde gestern mit der Hans-Böckler-Medaille ausgezeichnet. Hübner ist noch bis Jahresende im Amt und wird seinen Ruhestand dem Vernehmen nach in Oberbayern verbringen. Seine Funktion als Arbeitsdirektor übernimmt Vorstandsmitglied Markus Schlomski.

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