Wuppertal plant einen Friedhof für Muslime

Alle Moscheevereine melden Bedarf an. Die Trägerschaft muss noch geklärt werden.

Wuppertal. "Ich möchte nach meinem Tod nicht in die Türkei überführt werden", sagt Mehmet Güldali. "Ich bin Vohwinkeler, meine Familie wohnt in Vohwinkel - wir fänden es schön, wenn es hier einen muslimischen Friedhof für uns geben könnte."

Der Vorsitzende des Türkisch islamischen Kulturvereins Diyanet im Wuppertaler Westen freut sich über jüngste Bestrebungen aus Politik und Verwaltung, die Einrichtung eines muslimischen Friedhofs in Wuppertal zu prüfen.

Der Bedarf sei ganz klar da, sagt Güldali, dessen Verein das Thema schon seit Jahren beschäftigt. "Momentan mögen es vielleicht noch nicht so viele Menschen sein, die sich vorstellen können, in Wuppertal beerdigt zu sein. Doch das wird sich ändern."

Selim Mercan vom Türkisch Islamischer Kulturverein an der Gathe sieht das ganz ähnlich. Er geht von einem fließenden Generationswechsel aus. Sein Vater beispielsweise sei vor 30 Jahren nach Deutschland gekommen und wolle noch unbedingt neben seinen Eltern in seinem Dorf beigesetzt werden. Bei den nachfolgenden Generationen sehe das schon ganz anders aus.

Zuletzt stand das Thema im Migrationsausschuss auf der Tagesordnung. Im Stadtteil hatte schon die Bezirksvertretung (BV) Vohwinkel über das Ansinnen diskutiert. "Ich kann das Anliegen gut verstehen", sagt Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann, und die BV würde es auch unterstützen. "Allerdings ist das ein gesamtstädtisches Thema, das jetzt zunächst einmal geprüft werden muss."

Bei einem Treffen von Vertretern von elf Wuppertaler Moscheen mit der Verwaltung wurde im Oktober ein eindeutiger Bedarf für einen neuen Friedhof festgestellt. Zwar gibt es keine genauen Daten zur muslimischen Bevölkerung, da die Religionszugehörigkeit nur freiwillig erhoben wird.

Leitet man jedoch die Religionszugehörigkeit von der Staatszugehörigkeit ab, so kann vorsichtig davon ausgegangen werden, dass mindestens zehn Prozent der Wuppertaler Bevölkerung muslimischen Glaubens sind. In einer Vorlage der Verwaltung aus dem Migrationsausschuss heißt es: "(...) Es gibt keine Alternative zur Errichtung eines muslimischen Friedhofs. Aufgrund der Zahl der Muslime in dieser Stadt sollte dieser Friedhof die Größe des neuen jüdischen Friedhofs nicht unterschreiten."

Sozialdezernent Stefan Kühn rechnet damit, dass der Bedarf für den Friedhof in fünf bis sieben Jahren konkret werde. "Dafür müssen wir jetzt tätig werden." Ein konkreter Standort oder ein Stadtteil sei noch nicht ins Auge gefasst. "Das hängt von der inhaltlichen Entscheidung der Gemeinden ab", sagt Kühn. Ein besonderer Ort brauche die Grabstelle nicht zu sein, sagt Mehmet Güldali: "Gern neben einem christlichen Friedhof, damit haben wir kein Problem."

Bis Anfang 2009 sollen sich die muslimischen Gemeinden jetzt Gedanken über eine Trägerstruktur machen, die sich unter anderem um Personalfragen und die Grünpflege kümmert. Auch müssen die religiösen Standards für den Friedhof festgesetzt werden.

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