Nahverkehr Alter Bustakt bleibt im Advent erhalten

Vohwinkel · Stadtwerke erklären in der Bezirksvertretung, dass die Fahrplanänderung an Samstagen vorerst nicht vollzogen wird.

Besonders die geplanten Einsparungen bei der Linie 621 stoßen bei vielen Vohwinkelern auf Kritik.

Besonders die geplanten Einsparungen bei der Linie 621 stoßen bei vielen Vohwinkelern auf Kritik.

Foto: Fries, Stefan (fri)

. Nach Bekanntwerden der Kürzungspläne für den Busverkehr im Stadtteil hatte die Vohwinkeler Stadtteilpolitik bereits mit scharfer Kritik auf die Ankündigung der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) reagiert. Auch in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung äußerten CDU, SPD, Grüne und FDP diesbezüglich ihren Unmut. Jochen Kuntz von den Stadtwerken erläuterte im Stadtteilgremium die Details der Fahrplanänderungen.

Dabei ist vor allem die Verschlechterung der Taktfrequenzen der Linien 621 und 631 an Samstagen umstritten. Laut den WSW sollen die Abfahrtszeiten allerdings erst ab Januar reduziert werden. Damit bleibt an den umsatzstarken Adventssamstagen noch alles beim Alten. Dies ist für die Bezirksvertreter allerdings nur ein schwacher Trost. Sie bemängeln außerdem, dass die Politik im Vorfeld nicht in die Planungen einbezogen worden seien. Denn neben den längeren Wartezeiten gebe es noch ein weiteres Problem.

„Wenn die WSW wie angekündigt künftig verstärkt längere Gelenkbusse einsetzen, wird das die angespannte Verkehrssituation an der Bahnstraße weiter verschärfen“, gibt Henrik Gurke von der CDU Fraktion zu bedenken. Er verweist auf die gerade in den Hauptzeiten oft verstopfte Akzenta-Ausfahrt. Direkt daneben befindet sich eine Haltetestelle. Wenn diese von mehreren Bussen angefahren wird, geht im Bereich Stationsgarten oft nichts mehr. Außerdem kommt es bei Rotphasen vor dem Kaiserplatz regelmäßig zu langen Rückstaus an der Bahnstraße.

„Wenn die Pläne der WSW mit uns abgestimmt worden wären, hätten wir auf dieses Problem hinweisen können“, sagt CDU-Fraktionssprecher Moritz Iseke. Er forderte die Stadtwerke nachdrücklich zur Rücknahme der Kürzungspläne auf. Jochen Kuntz argumentiert dagegen, dass die bisherigen Transportkapazitäten durch den Einsatz der Gelenkbusse beibehalten werden könnten. Er wehrte sich in der Bezirksvertretung gegen den Vorwurf des „Kahlschlags“ beim Nahverkehr. „Von 19 Linien bleiben in Vohwinkel 15 unverändert“, betonte Kuntz. Die spätere Benachrichtigung der Politik habe mit dem lange Zeit unklaren Zeitpunkt der Inbetriebnahme des neuen Busbahnhofs am Döppersberg zu tun.

Die WSW wollen ab Januar
die Fahrgastzahlen prüfen

Die WSW wollen ab Januar die Fahrgastzahlen bei den von den Kürzungen betroffenen Bussen untersuchen und im Frühjahr Bilanz ziehen. Ob es eine Rückkehr zu den bisherigen Taktzeiten geben kann, ist noch offen.

Für Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) sind die Pläne der Stadtwerke schon jetzt ein fatales Signal. „Dadurch gibt es weniger Anreize, den ÖPNV zu nutzen“, betonte er. Ähnlich sieht es die Grünen-Fraktion, die zum Thema einen eigenen Antrag in die Sitzung eingebracht hatte. „Gerade die Linie 631 verbindet lokale Haltepunkte im Quartier Vohwinkel, so dass ein Auto für den Einkauf oder weitere Aktivitäten bisher nicht notwendig war“, heißt es dort. Die Line 621 verbinde den Stadtteil mit Teilbereichen in Elberfeld, die durch die Schwebebahn nicht erreicht würden. Schüler, Berufspendler oder auch Arztbesucher seien von den Kürzungen betroffen. Nicht das „Eindampfen“ von Verbindungen sondern ein größeres und flexibleres Angebot im öffentlichen Nahverkehr müsse laut Grünen das Ziel für die Zukunft sein.

ÖPNV-Nutzer Sebastian Belz verweist darauf, dass die künftig wegfallenden Busfahrten den nachfragestarken Teil des Samstags betreffen. „Zudem orientiert sich der Kunde nicht an der Fahrzeuggröße, sondern an der Fahrtenanzahl, und die halbiert sich nun mal in dieser entscheidenden Phase“, erklärt Belz. „Bei den Plänen der WSW gibt es noch einiges aufzuarbeiten“, findet auch SPD-Fraktionssprecher Georg Brodmann. Er will den schwarzen Peter aber nicht allein den WSW zuschieben: „Wir brauchen alternative Finanzierungsmodelle für den Nahverkehr.“

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