Pflege: Urlaub vom Alltag im „ganztägigen Freizeitcafé“

Senioren aus dem Stadtteil werden in der Evangelischen Tagespflege Nathrather Straße betreut.

Wuppertal. Der beste Tag der Woche: Das ist für Gerhard Rosemann der Donnerstag. Dann verlässt der querschnittsgelähmte Vohwinkeler sein Zuhause an der Bahnstraße und macht einen Tag lang Urlaub vom Alltag, wie er es ausdrückt: „Hier fühle ich mich wohl, habe Gesellschaft und kann abschalten“, sagt der 65-Jährige über die Evangelische Tagespflege am Sonnengarten, in der täglich zwischen zwölf und 15 ältere Menschen den Tag verbringen.

Sie frühstücken gemeinsam, spielen, basteln, nehmen an Bewegungs- und Gedächtnistraining teil. Seit gut eineinhalb Jahren gibt es die ambulante Tagespflege an der Nathrather Straße 144, die sich an Senioren und ihre Angehörigen richtet. Die Betreuung findet tageweise statt, das Angebot werde gut angenommen, sagt Einrichtungsleiterin Ana da Silva: „Es kommen Einzelpersonen, aber auch Paare und Ehepartner, die einen pflegebürftigen Partner haben, der dann hier versorgt wird.

Die Entlastung der Angehörigen ist ein wichtiger Schwerpunkt.“ Oft seien ältere und hilfebedürftige Senioren isoliert, verließen ihre Wohnung nur selten. „Wenn sie dann unter Menschen sind, blühen sie förmlich auf.“ Besonders auch bei Demenzpatienten wirke das Gemeinschaftsgefühl Wunder:. „Man kümmert sich umeinander, dadurch werden soziale Ressourcen wachgekitzelt.“

Doch nicht nur dementiell erkrankte ältere Menschen besuchen die Einrichtung. Auch Rollstuhlfahrer Gerhard Rosemann schätzt seine „Donnerstags-Gesellschaft“: „Man kennt und freut sich, den anderen zu sehen.“

Ende 2009 wurde das rund 300 Quadratmeter große Gebäude des ehemaligen evangelischen Kindergartens umgebaut zur Tagespflege — wobei Ana da Silva den Begriff für nicht ganz treffend hält: „Er bildet nicht ab, was wir hier leisten. Das merke ich oft, wenn ich mit Interessenten spreche und dann höre: ‘Pflege? Ich bin doch nicht pflegebedürftig!“

Deshalb verwende sie lieber Bezeichnungen wie Begegnungsstätte oder auch ganztägiges Freizeitcafé: „Einfach deshalb, um Leute nicht einzuschüchtern. Denn natürlich biete man psychosoziale Betreuung, Hilfe bei der Körperpflege oder den Mahlzeiten an: „Aber letztendlich geht es hier vom Frühstück bis zum Abschluss vor allem um eines — um Gemeinschaft.“

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