„Keine Hinterhof-Koranschule“

Die Stadt spricht sich für das Konzept der Privatschule aus – entscheiden kann sie nicht.

Boltenheide. Wenn womöglich schon im Herbst rund 250 neue Schüler zur Realschule Boltenheide kommen, dann werden sie erstens in der bislang einzigen privaten Realschule des Stadtteils unterrichtet werden, zweitens in der Mehrheit türkisch-islamischer Herkunft sein und drittens in erheblicher Zahl aus Nachbarstädten anreisen.

So viel - oder vielmehr so wenig - ist bekannt über die geplante internationale Privatschule an der Vohwinkeler Stadtgrenze. Der Solinger Spektrum Bildungs- und Dialogverein möchte leere Räume im Gebäude der Technischen Akademie Wuppertal so bald wie möglich dafür nutzen.

Was genau sich hinter den Planungen verbirgt, das interessierte die Vohwinkeler Bezirksvertretung bei ihrer vergangenen Sitzung. Schuldezernent Matthias Nocke informierte die Stadtteilpolitiker über den Stand der Planungen an der Vohwinkeler Stadtgrenze und bewertete den türkischen Trägerverein Spektrum aus Solingen als "verfassungstreu, säkular und weltanschaulich neutral". Es gebe "hervorragende Referenzen", so Nocke und die Unterrichtssprache sei deutsch.

MatthiasNocke, CDU, Schuldezernent

Nocke betonte allerdings auch, dass die Stadt Wuppertal für die Genehmigung des Schulbetriebs nicht zuständig sei. Der Verwaltung obliegt die bauordnungsrechtliche Prüfung des Vorhabens - die Genehmigung des Schulbetriebs muss die Bezirksregierung Düsseldorf erteilen.

Sollte es von dort grünes Licht geben, steht einem kurzfristigen Schulbeginn offenbar nichts im Weg. Matthias Nocke hält es jedenfalls nicht für ausgeschlossen, dass der Schulbetrieb schon im kommenden Herbst aufgenommen werden könnte.

Im Vohwinkeler Süden wird derweil über die Planungen für die Schule im Wald spekuliert. Treffen und Zusammenkünfte von Vereinsmitgliedern finden dort angeblich längst statt.

Möglichen Befürchtungen, es könne sich um eine zu abgeschottete und vor allem zu religiös geprägte Einrichtung handeln, trat Nocke entschieden entgegen: "Das ist keine Hinterhof-Koranschule, sondern das genaue Gegenteil. Für diese Schule gelten dieselben Kriterien wie für staatliche, und die Schulaufsicht überwacht das auch."

Die Vohwinkeler Stadtteilpolitiker nahmen die Erläuterungen des Schuldezernenten zur Kenntnis, sie bleiben dabei, dass wichtig sei, die Debatte weiter sachlich und vorurteilsfrei zu führen und wünschen sich ansonsten noch mehr Informationen.

Gerhard Schäfer, Bündnis 90/Die Grünen, griff nochmals das Argument des Bezirksbürgermeisters auf: "Für den Integrationsgedanken ist es besser, wenn alle gemeinsam unterrichtet werden." Dem schloss sich Andreas Schäfer (SPD) an. Ähnlich zurückhaltend äußerten sich vor der Sitzung alle Fraktionen der Bezirksvertretung. "Die Informationslage ist dürftig", hatte Eckhard Klesser (CDU) zusammengefasst. Und es bleibt dabei: Wichtig sei, den Verein kennenzulernen, um sich ein Bild zu machen: "Der persönliche Eindruck zählt."

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