Equitana — Pferde in Wuppertal Institut Eselsbrücke: „Die Tiere begegnen uns wertfrei“

Im Institut Eselsbrücke sollen Ponys, Esel und andere Vierbeiner helfen, Selbstvertrauen und Handlungskompetenz zu erlangen.

Equitana — Pferde in Wuppertal: Institut Eselsbrücke: „Die Tiere begegnen uns wertfrei“
Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Es wirkt ein bisschen wie die moderne Arche Noah auf dem Festland, wenn man den Hof von Katrin Baalasingam (34) betritt. Auf einer großen Weide grasen Esel neben Pferden. Außerdem gibt es Hühner, Meerschweinchen, Kaninchen, Ziegen und andere tierische Artgenossen. „Es gibt einen großen Unterstand, wo sich die Tiere ausruhen und unterstellen können. Ansonsten ist alles sehr offen und frei. Es gibt keine Boxen oder ähnliches. Die Tiere werden so artgerecht wie möglich gehalten“, sagt Katrin Baalasingam, die seit 2010 tiergestützte Erlebnispädagogik in Vohwinkel anbietet. Die artgerechte Haltung gehört mit zum Konzept. Und obwohl die „Eselsbrücke“ — so der Name des Instituts der tiergestützten Therapie — auf einen anderen Artgenossen verweist, zählen die vier Ponys der Einrichtung zu den Hauptakteuren unter den dortigen Vierbeinern.

„Mia ist im März 1997 geboren“, steht auf der Homepage der „Eselsbrücke“. Außerdem sei sie knapp 1,60 Meter groß, habe einen starken Willen und wenn sie einmal Vertrauen gefasst habe, gehe sie mit einer Person durch „dick und dünn“. Mia hat weder eine Kontaktanzeige geschaltet noch ist sie auf der Suche nach neuen Bekanntschaften. Mia ist 21 Jahre alt und damit das älteste Pony der „Eselsbrücke“. „Eigentlich ist sie ein englisches Vollblut und damit streng genommen kein Pony mehr“, verrät Katrin Baalasingam und ergänzt: „Aber mit ihrer Größe von 1,55 Meter ist sie so klein, dass sie zumindest optisch als Pony durchgeht.“

Wer Mia von der Weide holen möchte, muss zunächst einmal die sogenannten „L-Regeln“ beachten. Diese lauten: Langsam sein, damit es nicht gefährlich wird. Leise sein, damit keine Unruhe entsteht. Und lieb sein, damit Mensch und Tier achtsam miteinander umgehen. „Ich habe die Regeln so formuliert, dass auch die jüngsten Besucher des Instituts verstehen, um was es geht. Immerhin ist die Eselsbrücke ein Lernort für Menschen mit und ohne Behinderung, die den Tieren so natürlich wie möglich begegnen wollen. Dazu zählt auch, dass die Tiere selbstständig von der Weide geholt, geputzt und auf die Arbeit vorbereitet werden“, so die 34-jährige Leiterin.

Doch was genau meint tiergestützte Erlebnispädagogik? Katrin Baalasingam erklärt: „Es geht um die Symbiose von Mensch und Tier und die Verbundenheit zur Natur. Gerade die Menschen, die sehr eingeschränkt sind, können in dem Zeitraum, in dem sie mit den Tieren zusammen sind, sehr selbstbestimmt handeln. Dadurch wird nicht nur das Selbstbewusstsein gestärkt, sondern auch die Handlungskompetenz gefördert.“ Erst kürzlich habe es einen Fall eines psychisch erkrankten Kindes gegeben, dass über die tiergestützte Therapie den Weg zurück zur Sprache gefunden habe. „Die Tiere begegnen uns wertfrei und helfen dadurch, Anspannungen zu lösen“, so Baalasingam.

Geritten wird ohne Sattel auf einer dicken Decke mit Haltegurt und Griff. Als Zügel dient ein Seil, an dem Pony und Mensch durch den Wald geführt werden. „Es geht dann bergauf und bergab. Meistens erzähle ich dazu Geschichten oder wir machen eine Schatzsuche.“ Authentisch, natürlich und vor allem abenteuerlich sollen die Ausflüge sein. Dafür sind die Pferde ausgebildet und erprobt.

Da therapeutische Behandlungen mit Tieren nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, arbeitet Katrin Baalasingam überwiegend mit Institutionen wie der Diakonie oder der Lebenshilfe zusammen. Seit ihrer Gründung vor knapp sieben Jahren ist die „Eselsbrücke“ stetig gewachsen: „Angefangen habe ich mit zwei Ponys, zwei Eseln und zwei Hunden“, erzählt die Initiatorin. Aktuell leben 35 Tiere zusammen auf dem Gelände am Buntenbeck — damit seien die Kapazitäten ausgereizt.

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