In den Ferien wachsen im Tierheim die Sorgen

Das Tierheim klagt über gestiegene Kosten und über Vermittlungsprobleme.

Vohwinkel. Er heißt Hubert. Und er wurde ausgesetzt. Morgens um 7.30 Uhr fand man das winzige Rehkitz - mit einer Plastiktüte an das Tor des Tierheims gebunden. Einige Wochen lang wurde Hubert mit der Flasche aufgezogen. Jetzt heißt es Abschied nehmen: Hubert soll wieder im Wald ausgesetzt werden.

Geschichten wie diese sind im Tierheim des Tierschutzvereins Wuppertal an der Waldkampfbahn nicht außergewöhnlich. "Wir hatten schon zwei Wildschweine, die zusammen mit den Hunden Gassi gegangen sind", erzählt Klaus Lange, der Leiter des Tierheims. Doch wie immer in den Sommerferien haben es die Tierschützer derzeit schwer: Die Vermittlungszahlen sinken drastisch.

"Verständlicherweise schafft sich kein Mensch eine Katze an, wenn er kurz darauf in den Urlaub fährt", sagt Lange. So manch einer gibt sein Tier aber auch pünktlich am Tag vor der Sommer-Reise ab - und beschwert sich dann, wenn das Tierheim den neuen Bewohner wegen Überfüllung erst ein paar Tage später nehmen kann. "Dafür haben wir kein Verständnis: Die Leute haben ihre Katze vier oder fünf Jahre lang, und dann muss sie an einem Tag weg", so Lange.

Beim WZ-Besuch riecht es im gesamten Gebäude stark nach Futter, lautes Vogelgezwitscher ist zu hören. Eine Schildkröte sonnt sich unter einer Wärmelampe, aus einem kleinen Holzhaus reckt sich eine Meerschweinchen-Nase. Um drei Uhr steht eine Gruppe Spaziergänger vor der Tür. Für anderthalb Stunden nehmen sie die Hunde des Tierheims mit in den Wald und gönnen ihnen etwas Abwechslung.

Unter den Hunden ist Max. Der Schäferhund ist schon seit mehr als drei Jahren Tierhheimbewohner. Weil er als Anlagehund (ein im Tierheim bevorzugter Begriff für Kampfhund) eingestuft wurde, ist es schwierig, einen neuen Besitzer zu finden. Dieser müsste einen Sachkundenachweis, eine Haltergenehmigung und ein polizeiliches Führungszeugnis erbringen. Dazu kommen jährlich 600 Euro Hundesteuer, statt der üblichen 114Euro. Anlagehunde werden also oft zu Dauergästen, die das Tierheim viel Geld kosten.

Ein weiteres Problem: Die Futter- und Energiepreise sind gestiegen. "Zum Glück verfügen wir über eine ganze Reihe von treuen Spendern", sagt Deana Ausländerin, Schriftführerin des Tierschutzvereins. Ansonsten ist Sparen angesagt: Der Verein hat den Turnus des Fensterputzers halbiert und eine günstigere Telefonanlage im Internet gekauft. Laut Ausländer ist die Situation schwierig, aber nicht dramatisch. "Wir wollen optimistisch in die Zukunft schauen, weil wir glauben, dass Tierheime wichtig sind."

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