Entsorgtes Schulinventar löst Kritik aus

Bei der Auflösung der Hauptschule Nocken wurden Möbel und Lehrmittel weggeworfen, obwohl sich eine Schule darum bemüht hatte.

Entsorgtes Schulinventar löst Kritik aus
Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Der Vorgang schlägt nicht nur im Stadtteil hohe Wellen. Mit der Auflösung der Hauptschule Nocken Ende Juli wurden erhebliche Teile des Inventars entsorgt. Dabei soll es sich auch um gut erhaltene Möbel, Schulbücher und Lehrmittel handeln. Das Material wurde nach Aussage von Bürgern und Lehrkräften in mehrere Großcontainer einer Entsorgungsfirma verladen und abtransportiert. Das hat deutliche Kritik ausgelöst.

„Mir tat das in der Seele weh“, sagt ein Wuppertaler, der seinen richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Er hat das Verladen der Einrichtungsgegenstände aus der Nähe beobachtet. „Die Sachen sahen noch gut aus und hatten nur leichte Gebrauchsspuren“, berichtet der Bürger. Nach seiner Aussage handelte es sich dabei um Tische, Stühle, Rollcontainer, Overheadprojektoren, Schulbücher, Atlanten und Lexika. Er geht davon aus, dass damit die Ausstattung mehrerer Klassenzimmer möglich gewesen wäre. Diese Einschätzung wird aus Schulkreisen bestätigt. Auch dort ist der Ärger groß. Mindestens eine Schule habe sich um die Möbel und die Unterrichtsmittel bemüht, aber eine ablehnende Antwort erhalten. Als Begründung sei angegeben worden, dass die Speditionskosten zu hoch gewesen wären. „Das kann durchaus möglich sein, vor allem, wenn zusätzlich noch Reparaturen bei den Möbeln anfallen“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Sie betont, dass es im Fall einer Schulauflösung immer einen festen Ablauf gebe. „Dabei wird geprüft, was vom Inventar noch brauchbar ist und das wird dann an andere Schulen verteilt“, sagt Schmidt-Keßler. Dies sei auch bei der Hauptschule so abgelaufen. „Manchmal ist der Reparaturaufwand für den Laien nicht auf den ersten Blick ersichtlich“, erläutert die Sprecherin.

Schulbücher könnten nicht mehr aktuell sein. Die Stadt habe außerdem keine Lagerkapazitäten. Was und wie viel genau auf dem Müll gelandet ist, kann die Verwaltung derzeit nicht sagen.

Empört über die Entsorgung im großen Stil ist der Wuppertaler Stadtverband der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. „Lehrkräfte haben uns darüber informiert“, sagt Helga Krüger vom Leitungsteam. Sie spricht von einer „besorgniserregenden Aktion“ und fordert Aufklärung über den Vorgang. „Uns fällt es schwer zu glauben, dass die Stadt diese Sachwerte dem Müll überantwortet. Das widerspricht jedem nachhaltigen Handeln und ist angesichts der bekannt schlechten Finanzlage der Stadt unbegreiflich“, sagt Krüger. Sie möchte wissen, ob die Schulen der Stadt ausreichend über das noch zur Verfügung stehende Inventar informiert wurden. „Ich kenne viele Schulen, deren Inventar völlig veraltet ist. Die wären froh, wenn sie gut erhaltene Schulmöbel bekämen“, sagt Helga Krüger. Darüber hinaus, sei es in Wuppertal guter Brauch, den Bürgern ausrangierte Möbelstücke zur Verfügung zu stellen. Das sei allemal besser, als die Müllentsorgung. „Als Pädagogen haben wir den Erziehungsauftrag, unseren Schülern den sorgsamen Umgang mit Möbeln, Lehr- und Lernmitteln zu vermitteln. Angesichts solcher Aktionen wird uns dieser Auftrag schwergemacht“, schreibt Helga Krüger in einer offiziellen Stellungnahme an die Stadt. Die Gewerkschaft hatte auch Kritik an der Auflösung der Hauptschule geäußert. Der Nocken wird allerdings bald neue Heimat für die ehemalige Grundschule Yorckstraße.

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