Ein Rückblick auf die lange Rockpalast-Geschichte

Peter Rüchel, Moderator der Kultsendung, erzählte im Bürgerbahnhof Anekdoten aus der Sendungshistorie.

Ein Rückblick auf die lange Rockpalast-Geschichte
Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. „Vielleicht gibt es gar keine Zeit“. Für Peter Rüchel (80) sind Eindrücke der frühen Rockpalast-Jahre noch äußerst präsent. „Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen“, erzählte der Erfinder der Kultsendung. Im Bürgerbahnhof plauderte Rüchel aus dem Nähkästchen. Ergänzt wurden seine Ausführungen vom energiegeladenen Auftritt der Band 78 Twins. Nicht fehlen durfte dabei natürlich die bekannte Rockpalast-Titelmelodie.

Besonders spannend waren für die Zuhörer die Rockpalast-Anfänge. Peter Rüchel war in den 70er-Jahren vom ZDF zum WDR gewechselt, um dort ein Jugendprogramm zu etablieren. Schnell war klar: Es sollte um Rockmusik gehen. Mit einem kleinen Etat, aber großen Visionen starteten Rüchel und Regisseur Christian Wagner in einem kleinen Studio, das Platz für gerade mal 80 Zuschauer bot. „Um zu übertragen musste der Ü-Wagen auf der gegenüberliegenden Straße geparkt werden“, erzählte Rüchel.

Das halbstündige Format hatte mit Künstlern wie Tom Petty, Elvis Costello oder Little Feat klangvolle Namen zu bieten. Aber die Macher wollten mehr. In einer denkwürdigen Nacht wurde das erste Rockpalast-Konzept entwickelt. Dazu gehörte eine europaweite Übertragung, die Verpflichtung von internationalen Stars, eine große Halle, eine Live-Übertragung und nicht zuletzt eine gleichzeitige Radioausstrahlung in Stereo — damals eine kleine Sensation.

Statt seinem jungen Redakteur Größenwahn zu bescheinigen, zeigte sich der damalige WDR-Intendant Werner Höfer sehr angetan von der Idee. Also warf sich Peter Rüchel in die Vorbereitungen, organisierte ohne Pause und verbrachte die Nächte am Telefon mit dem Management der Künstler aus Übersee. „Wir wollten keine Agenturen verpflichten, sondern das selbst machen“, erklärte er. Die erste Rockpalast Nacht in der Essener Grugahalle war 1977 ein furioser Auftakt.

„Die Magie der Sendung war entscheidend“, sagte Rüchel. Es folgten Open-Air-Konzerte auf der Loreley und kleinere Auftritte in der Zeche Bochum. Unter anderem gaben sich The Who, The Police und The Grateful Dead die Ehre. 1986 gab es mit der Absetzung der Sendung einen herben Rückschlag. In den 90er-Jahren kam der Rockpalast mit Wiederholungen im Nachtprogramm zurück. Das Loreley-Konzert von 1995 war zwar ein Reinfall. Bei der zweiten Auflage ein Jahr später jubelten dann aber wieder 12 000 Zuschauer David Bowie und Iggy Pop zu.

2003 verabschiedete sich Peter Rüchel beim Rock am Ring aus der Sendung, blieb dem Rockpalast aber als Berater und Editor der DVD-Serie treu. Bis heute hat die Musik für ihn nichts von ihrer Faszination verloren. „Passen Sie auf den 18-Jährigen auf, den Sie alle noch in sich tragen“, gab er den restlos begeisterten Zuhörern in Bürgerbahnhof mit auf den Weg. ebi

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