Wuppertal Blindgänger: Bremkamper in Sorge

Anwohner Olaf Schmiegel befürchtet, dass im Untergrund noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg verborgen sein könnten.

Symbolbild

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Foto: Friso Gentsch

Vohwinkel. Vermessungsarbeiten sind in der Regel keine aufregende Angelegenheit. Olaf Schmiegel hat allerdings immer ein äußerst mulmiges Gefühl in der Magengrube, wenn auf seinem Nachbargrundstück entsprechende Aktivitäten laufen. Die damit verbundenen Probebohrungen sieht er mit großer Sorge.

Grund ist ein Bodengutachten für die städtische Fläche aus den 90er Jahren. Darin wird ein „Verdacht auf Bombentrichter“ geäußert. Schmiegel befürchtet, dass im Untergrund Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg schlummern könnten. Das Gutachten empfiehlt ausdrücklich, „im Vorfeld einer Bebauung den Kampfmittelräumdienst“ einzuschalten. Nach Aussage von Olaf Schmiegel sei das bisher nicht erfolgt. „Hier war dafür bereits eine Vermessungsfirma, die mehrere Bohrungen bis auf den Felsuntergrund vorgenommen haben“, berichtet der Anwohner. Außerdem seien Bodenproben entnommen worden. „Wir haben natürlich nachgefragt, aber die wussten von der Problematik überhaupt nichts“, berichtet Schmiegel.

Seine Eltern hatten sich in den 90er Jahren selbst für die Fläche interessiert, daher wurde das Gutachten erstellt. „Seitdem wissen wir, dass dort etwas liegen könnte“, sagt Mutter Gudrun Schmiegel. Sie warnt ebenfalls vor einer Bebauung ohne ausführliche Prüfung. Laut Stadt gibt es allerdings keinen Grund zur Sorge. „Die zuständigen Stellen bei der Bezirksregierung sind über das Thema informiert“, sagt Sprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Die notwendigen Verfahrensschritte seien eingeleitet und ein Abgleich mit dem vorliegenden Kartenmaterial erfolgt. „Außerdem gab es bereits einen Ortstermin mit dem Kampfmittelräumdienst“, sagt Schmidt-Keßler.

Möglicherweise hätten die Anwohner dies nicht bemerkt. Das bezweifelt Olaf Schmiegel. „Der Kampfmittelräumdienst war hier am Bremkamp, aber auf einer anderen Fläche“, berichtet er. Dabei sei es um ein nahe gelegenes Bauvorhaben in der Siedlung gegangen. „Auf dem Grundstück neben unserem Haus waren die definitiv noch nicht“, ist sich Schmiegel sicher.

Er und seine Mutter sind weiterhin äußerst beunruhigt. „Wenn bis auf den Fels gebohrt wird, geht das ja sehr tief und das kann schon gefährlich werden“, sagt Gudrun Schmiegel.

Auch der Vorsitzende der Siedlungsgemeinschaft Bremkamp, Bernd Bahlmann, kann die Bedenken nachvollziehen. Er bezweifelt außerdem grundsätzlich, dass eine Bebauung sinnvoll ist. „Ich frage mich, wie das bei dem stark abschüssigen Gelände mit den Kanalanschlüssen funktionieren soll“, sagt Bahlmann. Olaf Schmiegel will sich nochmals an die Stadt und an die Politik wenden. „Das muss auf jeden Fall geprüft werden“, findet er.

Ganz unbegründet ist seine Sorge nicht. Ältere Vohwinkeler erinnern sich noch gut an die schicksalhaften Ereignisse der Jahreswende 1944/45. Vor der Silvesterfeier brachten alliierte Bomber Tod und Zerstörung über den Stadtteil. Bei schweren Luftangriffen auf den Wuppertaler Westen starben fast 200 Menschen, Gebäude gingen in Flammen auf. In zwei Wellen hatten die Flugzeuge der Briten weit über 2000 Sprengbomben abgeworfen. Ziel waren die Bahnanlagen, doch aufgrund schlechter Sichtverhältnisse traf die tödliche Fracht auch viele Wohnhäuser. Dazu gehörten auch Gebäude am Bremkamp. Mehrere Häuser erhielten direkte Treffer. Dabei waren ebenfalls Tote zu beklagen. Die Siedlung war erst wenige Jahre zuvor gegründet worden. Deshalb fielen zahlreiche Bomben auch auf unbebaute Flächen.

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