Serie : Am Rande der Großstadt: Hinterm Haus sprengt Oetelshofen
Die Puppenspieler Günther und Ursula Weißenborn leben in Hahnenfurth, einem Ortsteil mit Historie. Noch heute liegt hier Kalkstaub in der Luft.
Hahnenfurth. Weiter am Rande von Wuppertal lässt es sich kaum wohnen. Günther und Ursula Weißenborn, die Strippenzieher hinter Müllers Marionetten-Theater, leben am westlichen Ende des Ortsteils Hahnenfurth. „Unseres ist das viertletzte Haus. Weiter westlich kommt dann Mettmann“, sagt Günther Weißenborn. Von dem blütenreichen Garten hinterm Haus, in den sich gerne auch mal ein Reh verirrt, blickt man ins Naturschutzgebiet. Dahinter Bäume, und dahinter — könnte man meinen endet die Erdscheibe. Nur 700 Meter trennen das Haus der Weißenborns von einer acht Hektar großen Schlucht — dem Kalksteinbruch Oetelshofen.
Der Kalkabbau geht an den Anwohnern nicht spurlos vorbei. So lassen sich mittags um 12 Uhr die Sprengungen im Kalkwerk hören und es weht so viel Kalkstaub durch die Luft, dass das Fensterputzen zur Sisyphos—Arbeit wird. Doch die Weißenborns arrangieren sich damit gerne. „Es ist ja immer die Frage, was zuerst da war. Hier ist es das Kalkwerk“, sagt Ursula Weißenborn. Sie mag diese „reale Arbeit“ hinter ihrem Haus. Dieses Unverfälschte schätzen die Puppenspieler. So wundert es auch nicht, dass ihr Sohn schon mal dem Sprengmeister im Werk assistiert hat. Ein Ferienjob.
Für Günther Weißenborn ist Hahnenfurth nicht nur eine Reihe von Häusern. Er findet es wichtig, die Zusammenhänge zu sehen und die Geschichte der Ortschaft zu kennen. „Wenn man irgendwohin zieht, muss man ja erst einmal gucken, wo man überhaupt ist“, sagt der Dramaturg.