Schöne Erinnerungen an Rigi-Kulm

Am Sonntag schließt das Ausflugslokal nach mehr als 100 Jahren seine Pforten — ein WZ-Leser erinnert sich.

Küllenhahn. Der Zweite Weltkrieg war zu Ende und hatte tiefe Wunden hinterlassen. Das Restaurant „Rigi Kulm“ lag zerbombt in Trümmern, ebenso mein Elternhaus am Jung-Stilling-Weg. Die beiden Ruinen sahen trostlos aus und doch gab es Leben. Familie Gietenbruch, die Besitzer des „Rigi“ hatten schon bald aus den Trümmern eine kleine, in meiner Erinnerung dunkle, aber gemütliche Kneipe wiedereröffnet. Auch mein Elternhaus war bald aus alten Ziegelsteinen wieder aufgebaut worden.

Wir Kinder spielten am liebsten mit Gietenbruchs Kindern Emmi und Karl-Heinz (Charlie) in den zerstörten Kellergewölben des Rigi, sehr zum Leidwesen unserer jeweiligen Eltern, denn rostige, verbogene Eisenträger und fallsüchtige Wände waren nicht gerade ein ideales Kinderparadies.

Ja, und da gab es auch noch einen Hund, so eine Mischung aus allem, aber sehr, sehr lieb. Ich glaube, er gehörte irgendwo zu Häusern am Küllenhahner Weg und war immer dabei. Es kam, wie es kommen musste: Er bzw. sie, hatte eine Liebesbeziehung mit einem Spitz — und das mit Folgen. Charlie entdeckte die kleinen Welpen im ehemaligen Weinkeller. Was tun, wer wollte einen kleinen Hund? Ich wollte, aber mein Vater hatte schon immer meinen diesbezüglichen Wunsch entschieden abgelehnt. Da war guter Rat teuer. Oder doch nicht? Vater hatte doch bald Geburtstag. Am diesem Tag wanderte das niedliche Tierbündel in einen Korb, den wir mit Stoffresten (ich glaube, Emmi hatte sie beigesteuert) ausgestattet hatten. Mit gemischten Gefühlen überreichte ich mein Geschenk.

Mein Vater war überrascht und schien leicht verärgert. Diesen Gesichtsausdruck kannte ich, doch dann zog ein Lächeln über sein Gesicht und in scheinbarer Erinnerung an seine eigene Kindheit und die Streiche, die er mit seinen vier Brüdern ausgeheckt und durchgeführt hatte, meinte er: „Ganz schön frech, wie du dir deine eigenen Wünsche erfüllst, aber zurück in die Trümmerlandschaft können wir den niedlichen Hund wohl nicht mehr bringen.“. So hatten wir vierbeinigen Familienzuwachs und ein siebenjähriger Junge war glücklich.

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