WZ TV: Heftige Diskussionen ums Sperrgebiet am Scharpenacken

Scharpenacken. Eines betont Oberbürgermeister Peter Jung am Montag im Naherholungsgebiet immer wieder: "Ein wesentlicher Teil des Scharpenackens bleibt zur Freizeitnutzung erhalten." Und: "Das Land ist Eigentümer dieser Flächen - nicht die Stadt."

Aufs gesamte Gebiet bezogen, zäune man gerade mal 14 Prozent der Fläche ein. "Das ist ein vertretbarer Kompromiss." Währenddessen herrscht rings um den Oberbürgermeister Hochbetrieb: Gut 50 Teilnehmer zählt diese Montags-Pressekonferenz - darunter auch etliche Hundehalter. Sonst geht sie eigentlich immer im Barmer Rathaus über die Bühne, diesmal wurde der Termin aus gegebenem Anlass jedoch unter freiem Himmel anberaumt.

Am Scharpenacker Weg in Höhe der Zäune nehmen einige Gegner diese Gelegenheit zum Anlass, um Jung und seine Begleiter mit Kritik zu konfrontieren - und das nicht immer sachlich. Immer wieder geht es um Zahlen: Allein am vergangenen Wochenende habe man mehr als 700 Unterschriften gegen die umstrittenen Sperrzäune gesammelt, heißt es seitens der Bürgerinitiative "Freies Scharpenacken". Unterdessen führt Hans-Gerd Böhme vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW noch einmal die 500 neuen Arbeitsplätze ins Feld, die durch die Ansiedlung der Landeseinrichtungen im Wuppertaler Süden entstehen sollen.

Im Gespräch - jenseits hitziger Diskussionen - räumt Böhme allerdings auch ein, den Widerstand gegen die Einzäunung von Ausgleichsflächen für die Neubauten unterschätzt zu haben. "Das werden wir bei künftigen Vorhaben hier oben anders machen", betont er gegenüber der WZ: "Auch wir müssen aus Fehlern lernen." Vorab die geplanten Absperrungen zu veranschaulichen und in ihrer Größenordnung darzustellen, hätte dem Thema Brisanz nehmen können, fügt er hinzu.

In den Diskussionen am Zaun - am Wochenende haben Unbekannte ihn zum Teil erheblich beschädigt - geht es um Interessenkonflikte: Auf der einen Seite steht Freizeitnutzung in diversen Varianten. Auf der anderen Seite steht neben dem Artenschutz auch landwirtschaftliche Nutzung: Einige seiner Tiere seien bereits durch Hunde so schwer verletzt worden, dass sie getötet werden mussten, berichtet Michael Heimes. Auch der Schäfer - seine Familie ist seit 1930 Pächter am Scharpenacken - ist zum Ortstermin gekommen. "Seit Abzug der Bundeswehr gibt es immer größere Probleme mit Hunden, die nicht angeleint sind."

Oberhalb des eingezäunten Offenlandbereichs zeigt ein neues Schild die Lage aller gesperrten Flächen, in denen Brutgebiete und Waldstücke geschützt werden sollen - auch vor frei laufenden Hunden. "Jenseits dessen stehen in Zukunft hier genug Auslaufflächen zur Verfügung", sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Sie ist mit ihren drei Hunden zum Termin gekommen. Bis auf einen Feldweg bleibe das Wegenetz weitestgehend erhalten.
Ein schwacher Trost aus Sicht der Kritiker. Sie sammeln weiter Unterschriften - und setzen sich für einen "freien Scharpenacken" ein. Allerdings ohne Sachbeschädigungen an Zäunen. Deren Ausmaß ist noch nicht beziffert.

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