Die Zeit danach Mit dem Bürgerbus im Stadtteil unterwegs

Peter Winkels sitzt seit zehn Jahren begeistert am Steuer. Als Rentner möchte er seine Zeit sinnvoll nutzen — und dabei etwas Gutes tun.

Die Zeit danach: Mit dem Bürgerbus im Stadtteil unterwegs
Foto: Anna Schwartz

Ronsdorf. Peter Winkels sitzt gerne am Steuer. Wenn er mit dem Auto in den Urlaub fährt, kann die Strecke gar nicht lang genug sein. „Das habe ich immer schon gerne gemacht. Eigentlich kenne ich es gar nicht anders.“ Jahrzehntelang hat der Wuppertaler in der Automobilindustrie gearbeitet. Bei den Kabelwerken Reinshagen, der heutigen Firma Delphi, war er als Vertriebskaufmann beschäftigt. „So bin ich damals nach Ronsdorf gekommen und das ist noch immer unser Lebensmittelpunkt, auch wenn wir hier auf Lichtscheid streng genommen in Barmen wohnen“, sagt der 72-Jährige.

Als sich vor zehn Jahren im Nachbarstadtteil der Bürgerbus-Verein gründete, stieg er sofort als Fahrer ein. „So kann ich sinnvoll durch die Gegend fahren“, sagt er lachend. Sich sozial zu engagieren, war für den 72-Jährigen immer selbstverständlich. Lange war er in der Telefonseelsorge tätig und engagiert sich seit 40 Jahren in der katholischen Kirchengemeinde. Ehrenamtlich vertritt er den Küster, übernimmt das Lauftraining der Kindergartenkinder und ist zur Stelle, wenn er gebraucht wird.

„Das macht mir Freude und ich fühle dazu auch eine gewisse Verpflichtung. Denn uns geht es gut, wir sind abgesichert und davon möchte ich etwas weitergeben.“ Für seinen Einsatz hat er die Rückendeckung seiner Frau. „Ohne das Ehrenamt läuft heute nichts mehr und wenn jeder etwas tut, dann haben alle etwas davon“, sagt Mechtild Winkels. Sie sieht den Einsatz auch als Bereicherung für das gemeinsame Leben. „So kommen immer neue Impulse von außen. Wenn wir alles zusammen machten, hätten wir uns nichts mehr zu erzählen.“ Gerne begleitet sie ihren Mann zu Festen der Bürgerbus-Fahrer. „Darüber sind schon nette Bekanntschaften entstanden.“

Peter Winkels ist die Gemeinschaft ebenfalls wichtig. „Der Zusammenhalt unter den Fahrern ist groß. Wir sehen uns bei den monatlichen Treffen und laufen uns natürlich auch in Ronsdorf über den Weg.“ Gleichzeitig genießt er den Kontakt mit den Fahrgästen.

Er begrüßt nicht nur alle mit Namen, er kennt auch ihre Lebensgeschichten und verpasst weder Klatsch noch Tratsch. „Nach einer Runde weiß ich, wer gestorben ist, wer im Krankenhaus liegt und wer beim Arzt war“, berichtet Peter Winkels. Die meisten der rund 100 Stammfahrgäste sind im Seniorenalter und oft nicht mehr gut zu Fuß. Sie sind auf den Bus angewiesen. „Wir fahren auch Ecken an, die die WSW-Linien nicht bedienen. Von Hordenbach, der Heidt oder der Linde haben die Leute gar keine andere Verbindung nach Ronsdorf.“ Trotzdem sei der Bus weit mehr als ein reines Transportmittel. „Die Menschen lieben ihn heiß und innig. Für sie ist er auch ein Ort der Kommunikation. Manche fahren nur mit, um sich zu unterhalten oder Zeit zu überbrücken“, berichtet Peter Winkels.

Er hilft gerne, mit dem Rollator oder den schweren Einkaufstaschen einzusteigen. Zum Dank dafür bringt ihm immer mal jemand ein Brötchen oder einen Berliner Ballen als Wegzehrung mit. Pro Schicht sitzt Peter Winkels viereinhalb Stunden am Steuer. „Wir bedienen zwei Strecken, die wir im Stundenrhythmus anfahren.“ Einmal im Jahr muss er zum Gesundheits-Check und alle drei Monate überprüfen Mitarbeiter der WSW Fahrstil, Schuhwerk und Papiere. „So lange ich gesundheitlich in der Lage bin, mache ich weiter“, betont der leidenschaftliche Fahrer. Er genießt auch das Gefühl, gebraucht zu werden und seine Zeit sinnvoll zu nutzen.

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