Mieterrechte Mieterbund vs. Grand City

80 Mitglieder des Mieterbundes haben möglicherweise fragwürdige Zahlungsaufforderungen bekommen. Hausbesitzer in der Kritik.

Mieterrechte: Mieterbund vs. Grand City
Foto: Anna Schwartz

Ronsdorf. Im Quartier Rehsiepen geht der Inkasso-Mann um. Der Deutsche Mieterbund e.V. warnt seine Mitglieder aktuell vor dem „Debitoren-Manager“ der Firma Grand City Property. Die besitzt dort — wie auch in anderen Stadtteilen Wuppertals — Wohnungen und versucht derzeit, ausstehende Mietschulden oder Nebenkosten einzutreiben. Am Rehsiepen sind laut Mieterbund 80 Mitglieder des Vereins betroffen.

Der Deutsche Mieterbund Wuppertal kritisiert dieses Vorgehen. Geschäftsführer Andreas Wiemann sagt, dass schon die vorangegangenen Briefe mit den Heiz- und Nebenkostenabrechnungen fehlerhaft gewesen seien. Er habe Nachzahlungsaufforderungen von 300 bis 9000 Euro gesehen. Aber denen fehle die Berechnungsgrundlage, so Wiemann. „Teilweise wird Frischwasser mit 3,50 Euro pro Kubikmeter abgerechnet. Dabei wäre ein normaler Preis in Wuppertal etwa 1,83 Euro.“

Wiemann bestätigt, dass viele Mieter Beschwerde beim Mieterbund eingereicht hätten. „Wir prüfen jetzt die Angaben der Grand City. Solange das nicht abgeschlossen ist, müssen die Mieter auch nicht zahlen“, sagt Andreas Wiemann. Die Forderungen an die Mieter seien im Moment noch gegenstandslos.

Rosemarie Jäger, Mieterin

Trotzdem habe es in den letzten Monaten zahlreiche Mahnungen gegeben, die sogar die Drohung enthielten, die Mieter gefährdeten das Mietverhältnis. Das sei rechtlich zwar noch zulässig, aber doch fragwürdig, findet Wiemann. Die Leute, die dort wohnen, seien vielfach Migranten und ältere Menschen. „Die fühlen sich so einer Auseinandersetzung nicht gewachsen und haben Existenzängste.“

Gerade wenn ein Geldeintreiber vor der Tür stehe. Der komme mit einem Anschreiben, auf dem der Betrag steht, den er einsammeln möchte, könne aber nicht erklären, wie der zustande käme, sagt Wiemann. Betroffene sollten den Eintreiber keinesfalls in die Wohnung lassen, kein Geld herausgeben und nichts unterschreiben, rät Wiemann.

Mieterin Rosemarie Jäger hatte solch einen Geldeintreiber schon zwei Mal vor der Tür stehen: „Der junge Mann hat mir ein Schreiben unter die Nase gehalten, wo was von dem Geld drinsteht, das ich angeblich zahlen soll.“ Geld habe sie ihm keines gegeben und sie sei auch nicht besonders beunruhigt, „schließlich kümmert sich der Mieterbund darum.“ Aber andere Nachbarn könnten aus Angst schon nicht mehr schlafen.

Was Rosemarie Jäger besonders irritiert, ist, dass die Forderungen bis ins Jahr 2011 zurückreichen: „Damals hatten wir Abrechnungen bekommen, wo etwas nicht gestimmt hat. Also hat der Mieterbund für uns Schreiben aufgesetzt und wir haben nie wieder was davon gehört. Jetzt plötzlich will Grand City doch Geld.“

Die Grand City Property, eine Aktiengesellschaft, die von der „Wirtschaftswoche“ für zu zweifelhaftes Investitionsverhalten kritisiert wird, sieht den Sachverhalt anders. Eine Sprecherin sagte auf Anfrage, dass die Abrechnungen „gewissenhaft und genau“ vorgenommen würden, in „Einzelfällen“ aber „einzelne Fehler“ enthalten könnten, die nach Aufforderung auch korrigiert würden.

Zahlungsrückstände würden durch das Unternehmen in persönlichen Gesprächen mit dem „Debitoren-Manager“ geregelt, der eine „gute persönliche Gesprächsebene“ schaffen und alle Informationen sammeln wolle, um die Rückstände zu beseitigen. „Grundsätzlich werden alle diese persönlichen Kontaktaufnahmen (...) als konstruktiv wahrgenommen“, heißt es.

Die Aktiengesellschaft arbeite lösungsorientiert mit dem Mieterverein zusammen, mehrere Fachabteilungen seien involviert.

Das sieht der Mieterbund freilich anders. Wiemann hat einen offenen Brief geschrieben, um die Öffentlichkeit zu informieren. Er wundert sich über das Verhalten der Investoren. Falsche Abrechnungen habe es immer gegeben, im Regelfall habe man das klären können. „Aber das ist das erste Mal, dass die Grand City so einen Druck aufbaut.“

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