Glasklare Kunst: Scherben bringen Glück

Ute Scholl-Halbach (53) ist Glaskünstlerin und nutzt ihre Leidenschaft auch für soziale Projekte.

Glasklare Kunst: Scherben bringen Glück
Foto: Stefan Fries

Ronsdorf. Kunst ist nicht nur Geisteswissenschaft und Handwerk, oft unterliegt sie auch chemischen Prozessen — das weiß die ehemalige Chemielaborantin Ute Scholl-Halbach, die sich 2001 als Glaskünstlerin selbstständig machte.

„Da wir zwei Adoptivkinder bekommen haben, gab es keinen Erziehungsurlaub, also musste ich meine Stelle aufgeben. Später habe ich die Kunst für mich entdeckt. Dass es Glas wurde, war Zufall“, erzählt die Quereinsteigerin. „Ich fand diese Kunst ungewöhnlich und originell, also habe ich mich auf die Suche nach jemandem gemacht, der mir die Techniken beibringt.“

Ganz so einfach gestaltete sich das bei vier deutschen weit entfernten Glasfachschulen nicht. Bis Scholl-Halbach eine Kunstglaserin in Düsseldorf kennenlernte. Ihr Wissen um Moleküle und chemische Reaktionen ist ihr bei der Glasbrennerei von großem Vorteil. „Die Färbung erhält man durch fein gemahlenes farbiges Glas, das man mit einer chemischen Lösung auf das Trägerglas malen kann. Je weicher das Glas, desto besser fließt die Farbe“, so die 53-Jährige.

Auch das „Fusing“, das Verschmelzen zweier Gläser, sei nicht einfach: „Man muss sich mit der Abkühlung genau auskennen, sonst entstehen Spannungsrisse.“ Eine dicke Glasplatte in ihrem Garten habe eine Woche abkühlen müssen.

In ihrer Glaswerkstatt produziert die Künstlerin unterschiedliche Glasobjekte: etwa Klingelschilder, Figuren, Mosaiksteine, Fliesen und Schmuck. Ihre Leidenschaft teilt die gebürtige Ronsdorferin gern mit anderen: Sie gibt Kurse und organisiert zahlreiche soziale Projekte, die öffentliche Räume verschönern oder Menschen zusammenführen.

So zieren die Gemeinschaftsgrundschule am Hammersberger Weg und die Wege an der Briefstraße großformatige Mosaike. Auch mit Demenzkranken und Altenheimen arbeitete Scholl-Halbach bereits.

Sie sagt: „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie die Kunst eine Teilhabe ermöglicht und zerschlagene Gläser wie Puzzleteile des Lebens neu zusammengesetzt werden.“ Scherben bringen Glück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort