Bürgerinitiative stellt sich auf Klagen gegen L 419 ein

Diskussion um Ausbau der Südtangente brachte viel Kritik an dem Vorhaben. Planung für das Projekt soll bald vorliegen.

Bürgerinitiative stellt sich auf Klagen gegen L 419 ein
Foto: Andreas Fischer

Ronsdorf. Die Offenlegung der Planungen für den Ausbau der Landesstraße 419 durch Ronsdorf steht kurz bevor. Doch auch wenn die Pläne für den mehr als 100 Millionen Euro teuren und jahrelangen Ausbau der Straße noch am Anfang stehen, rechnet Jürgen Wernecke nicht damit, dass er und seine Bürgerinitiative „L 419 - Keine Autobahn durch Ronsdorf“ auf politischem Wege noch viel daran ändern können. „Wir werden das politisch nicht mehr verhindern können“, sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative am Dienstagabend bei einer Diskussion zum „Für und Wider der Südtangente“ in der Elberfelder Citykirche. Man werde wohl klagen müssen, um noch etwas an den Plänen zu ändern, betonte Wernecke vor rund 30 Teilnehmern.

Und der Veränderungsbedarf ist nach Ansicht der Kritiker groß. Seit drei Jahren befasse man sich mit dem Ausbau der L 419 zur Südtangente und habe eine Alternativplanung aufgestellt, die aus Sicht der Bürgerinitiative die bessere, weil Anwohner und Umwelt schonendere Option wäre. Die Resonanz in der Öffentlichkeit - bei Politikern und Bürgern - sei jedoch sehr gering, bedauerte Wernecke. Dabei sei das Vorhaben gleichzusetzen mit den Veränderungen am Döppersberg oder dem Ausbau der Autobahn 46, sagte der Vorsitzende.

Das werde jedoch von den Parteien weitgehend ignoriert. Diese Ignoranz sei umso bedauerlicher, weil es sich um ein Projekt handle, das an „Verrücktheit“ grenze, erklärte Wernecke. So werde die geplante L 419 zu deutlich mehr Verkehr durch und ein „Verkehrschaos“ in Ronsdorf führen, die Belastungen durch Lärm und Emissionen seien immens, mehrere Hundert Bäume müssten wegen der geplanten Maßnahmen gefällt werden. Zudem sei nicht sicher, ob der zweite Bauabschnitt des Vorhabens, die Anbindung der Landesstraße an die Autobahn 1, auch wirklich vom Bund finanziert werde. Bisher habe lediglich das Land die Übernahme der Kosten für den ersten Bauabschnitt erklärt.

Dabei gibt es nach Ansicht der Bürgerinitiative einen von ihr entwickelten Alternativplan, der deutlich weniger Belastungen für die Umwelt mit sich bringe. Die L 419 soll demnach erhalten bleiben, wie sie jetzt besteht, zudem soll eine 3,5 Kilometer lange Strecke gebaut werden, die von dem Fernverkehr genutzt werden kann. Diese Straße soll als Unterflurtrasse gebaut werden, also unter der Erde verlegt werden. Die Zufahrt zu der Trasse würde über einen Kreisel erfolgen, der aus Richtung Cronenberg kommend vor dem jetzigen Kreisverkehr in Lichtscheid liegt.

Wie Wernecke so monierte auch Klaus Schilling von der Bürgerinitiative Boltenberg, dass das Land bei der Planung für den Ausbau der L 419 mit falschen beziehungsweise nicht aktuellen Zahlen operiere. Zudem werde das Vorhaben nicht in dem Gesamtzusammenhang des Ausbaus der A 46 und der L 418/L 419 gesehen. Es fehle an einem Gesamtkonzept, kritisierte der emeritierte Professor. Die bisherigen Verkehrsuntersuchungen zu dem geplanten Ausbau seien „unzureichend“, es handle sich um ein „Jahrhundertprojekt“, das entsprechend groß durchdacht werden müsse. Sicher sei in jedem Fall, dass die Planer die bis 2030 entstehende Verkehrslast für die Südtangente „erheblich“ unterschätzten.

Bei den Besuchern gab es unisono Kritik an dem Vorhaben. Eine Besucherin nannte die Pläne eine „Katastrophe“, ein Zuhörer kritisierte, dass die geplante Südtangente lediglich dazu da sei, den überregionalen Lkw-Verkehr an Wuppertal entlang zu führen.

Die Kritik war sicherlich berechtigt, gleichwohl wurde die Veranstaltung dem Motto „Für und Wider“ nicht gerecht. Moderator Marc Gennat vom Regionalverband Bergisches Land des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) bedauerte denn auch, dass Vertreter der Gruppe für den Ausbau der L 419 trotz Anfrage nicht zu dem Abend erschienen waren. Wie Wolfgang Luchtenberg, Pressesprecher der Initiative „Ronsdorfer für die L 419“ gestern gegenüber der WZ erklärte, wolle man erst einmal die Offenlegungsphase abwarten.

Auch die Verantwortlichen von Straßen NRW konnten aus Termingründen nicht teilnehmen. So blieb die Diskussion recht einseitig. Eine per Smartphone durchgeführte Meinungsumfrage erbrachte denn auch eine Ablehnung von 100 Prozent.

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