Michael Kozinowski hat viele Seiten aufgeschlagen

Lesen, die Reklametrommel rühren, verkaufen, sammeln: Es gibt nichts, was Michael Kozinowski zu Büchern nicht einfällt.

Elberfeld. Am Anfang war das Buch. Nach Volks- beziehungsweise Grundschule und Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium macht der am 30. Dezember 1956 im norddeutschen Einbeck geborene Michael Kozinowski eine Ausbildung zum Sortimentsbuchhändler. Es folgt der Zivildienst beim Diakonischen Werk in Barmen, in dem er anschließend zwei Jahre als Angestellter arbeitet. Doch dann geht es 1983 zurück in die mittlerweile 66 Jahre bestehende Buchhandlung v. Mackensen, die er am 1. Januar 1990 übernimmt.

55 Jahre alt und seit 22 Jahren selbständig, da hat man etwas zu erzählen. Vor allem, wenn man neben der originären Arbeit eine Reihe von ehrenamtlichen Tätigkeiten ausfüllt. Wie diejenige des 2. Vorsitzenden der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft verlagsunabhängiger juristischer Sortimenter. Die Hälfte seines Umsatzes machen Kozinowski und seine acht Mitarbeiter mit Fachliteratur für Rechtsanwälte und Steuerberater.

Beim Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband gehört er dem Ortsvorstand Bergische Region an. Als Schatzmeister ist er im nordrhein-westfälischen Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels engagiert, der altehrwürdigen Institution in Frankfurt am Main. Und er ist in der IG Friedrich-Ebert-Straße aktiv, die sich um die Belange des Handels in der gleichnamigen Elberfelder Einkaufsmeile kümmert. Oder als 2. Vorsitzender der Friedrich-Spee-Akademie Wuppertal, die vor allem Bildungsangebote „für Menschen in der zweiten Lebenshälfte“ bereit hält.

Auch die Ausbildung in seiner Branche ist ihm nicht egal. Kozinowski sitzt seit langen Jahren dem Prüfungsausschuss für Buchhändler der Industrie- und Handelskammer vor. Und — die Auflistung sei hiermit beendet — er gehört dem Aufsichtsrat eines Wuppertaler Kulturproduzenten an, der ohne Zweifel auf dem Gebiet der Literatur der Dritten Welt bundesweit ganz vorne mitschwimmt, dem in seinen Anfangsjahren von Johannes Rau geleiteten Peter-Hammer- (ehedem Jugenddienst-) Verlag.

Michael Kozinowski kann „schlecht Nein sagen“. Beim Deutschlandradio spricht er alle paar Monate Buchempfehlungen aus. Als Hobbys gibt der Vater zweier Söhne, von denen der eine, Ben (24), als Erzieher arbeitet, während der andere, Jonas (27), als Autor von drei gut verkauften Fußballbüchern hervorgetreten ist, die Musik an: Er spielt Saxophon, gehörte der Kantorei Unterbarmen an und kennt fast jedes Buch über Jazz und Orgelmusik.

Er fährt gern Fahrrad und — Straßenbahn: Die Bergischen Museumsbahnen sind der einzige Verein, dem er quasi privat angehört. Bücher ohne Ende hat er nicht nur tagsüber am Laurentiusplatz, sondern auch zu Hause, wobei er vor allem auf seine Sammlung von Literatur über das Bergische Land im allgemeinen und Wuppertal im besonderen stolz ist. Zum Beispiel auf das weltbekannte Tanztheater.

Es betrübt ihn, dass die Wuppertaler so wenig mit ihrem Pfund wuchern „und es womöglich hinnehmen, dass das Pina-Bausch-Archiv in Solingen entsteht oder gar auf die Insel Hombroich auswandert“. Also anderwärts zu Buche schlägt und nicht dort, wo es erklärtermaßen herkommt. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein und ein bisschen mehr Zugehen der Politik auf die Menschen: das wünscht er sich.

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