Wuppertaler zieht es nach Großbritannien

Die Buchhandlung Baedeker an der Friedrich-Ebert-Straße ist Experte in Sachen Reiseführer und Landkarten. Von Reisebüros erfahren sie früh, welche Ziele gerade beliebt sind.

Wuppertaler zieht es nach Großbritannien
Foto: Andreas Fischer

Luisenviertel. „Wir führen Reiseführer von Aachen bis Zypern“, sagt Bernhard Rode, Inhaber der Buchhandlung Baedeker in der Friedrich-Ebert-Straße 31. „Es gibt kaum ein Land auf der Erde, von dem wir keine Beschreibung und Tipps für Reisende haben.“ Baedeker — das war in früheren Jahren der Inbegriff für Reiseführer in Broschüren- oder Buchform, und zwar seit 1835, als der Verleger Karl Baedeker die ursprünglich von Professor Johann August Klein verfasste „Rheinreise von Mainz bis Köln“ überarbeitete und erscheinen ließ.

Baedeker stand auch stets für Korrektheit und Unbestechlichkeit. Er besuchte Gasthäuser und gab sich dort nicht zu erkennen, um nur ja nicht bevorzugt und kostenfrei bedient zu werden. Entsprechend zuverlässig fielen auch seine Urteile aus. „Schlecht“ war bisweilen kurz und knapp die Beurteilung von Speis und Trank. Pedantisch genau und mit Liebe zum Detail beschrieb der reisefreudige Verleger und Autor auch, dass beispielsweise bei der Besteigung des schiefen Turms von Pisa 155 Stufen zu bewältigen seien.

Hohe Maßstäbe hatte Karl Baedeker damit gesetzt, und denen wollen die Reiseführer in der Baedekerschen Buchhandlung auch heute noch gerecht werden. „Wir sind übrigens die einzige Buchhandlung, die den Namen Baedeker führen darf“, sagt Bernhard Rohde nicht ohne Stolz.

Und was geht derzeit an Reiseführern besonders oft über den Ladentisch? „Erstaunlicherweise erfreut sich Großbritannien inklusive Schottland und Irland trotz oder vielleicht wegen des Brexits besonderer Beliebtheit“, weiß Bernhard Rohde. „Inzwischen ist ja dort alles billiger geworden“, ist eine Erklärung dafür. Island, das Land der Geysire, übt auch großen Reiz auf das Wuppertaler Reisepublikum aus, ebenso wie Kroatien. „Da dürfte im Moment kaum ein Bett frei sein.“ In Deutschland macht sich seit dem letzten Herbst ein Trend zu Mecklenburg-Vorpommern bemerkbar, bestätigt der Buchhändler, der dank E-Bikes auch große Nachfrage zu Wissenswertem über Radtouren verzeichnet.

„Wir haben engen Kontakt zu den Reisebüros und erfahren früh, was im jeweiligen Jahr gerade gefragt ist“, so Rohde und weiß auch, was derzeit ziemlich „out“ ist. „Den letzten Reiseführer über Istanbul haben wir im Frühjahr verkauft.“ Erheblich mehr Nachfrage besteht da für Bücher über Wuppertal. „Und die sind im Vergleich zu dem Literatur- Angebot in den Nachbarstädten eher dünn gesät“, bemängelt Rode. „Es wird übersehen, dass auch Touristen nach Wuppertal kommen.“

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