Wuppertaler Tierfreunde retten vier Pferde

Vier Pferde waren sich selbst überlassen — doch Tierfreunde sprangen in die Bresche.

Katernberg. Sofort kommen die vier Pferde herbeigaloppiert, als sie das Auto sehen. Dankbar stecken sie ihre Köpfe in die frisch gefüllten Futtertröge. „Mir sind die Pferde schon vor zwei Jahren aufgefallen: Mal hatten sie Heu, mal nicht“, erzählt Yvonne Kehlenbach, die mit ihren Hunden häufig rund um den Eckbusch spazieren geht. Dort stehen die Tiere unterhalb des Abenteuerspielplatzes auf einer weitläufigen Wiese. Die Tierfreundin erkundigte sich und erfuhr, dass die Pferde einem Mann gehörten, der mit 38 Jahren einen Schlaganfall hatte und sich deshalb nicht mehr um die Tiere kümmern konnte.

Schon seit längerem hatte er keine Pacht mehr für die Wiese bezahlt. „Im letzten Winter war das Wasser eingefroren und die Tiere haben Schnee gefressen. Doch diesen Winter gab es keinen Schnee“, erzählt die engagierte Frau. „Ich habe deshalb jeden Tag 60 Liter Wasser hierhin gekarrt.“ Als sie Details zur Situation der Tiere erfahren und auch mit dem Besitzer Kontakt aufgenommen hatte, versuchte sie, einen Gnadenhof für sie zu finden. „Aber da gibt es keine Plätze mehr.“

Auch das Veterinäramt informierte sie. „Aber die wollten die Tiere nicht beschlagnahmen.“ Der einzige Ausweg wäre der Weg zum Schlachter gewesen: Die Tiere sind zwischen acht und 17 Jahre alt und als Reitpferde kaum zu nutzen. Galbani, der Schecke, hat eine Sommerräude und verweigert das Striegeln. Der weiße Windows lässt nur Frauen an sich heran und Sioux ist noch nie richtig geritten worden. Dazu kommt das kleine Shettland-Pony Rico. Die Tiere sind nie geimpft oder beschlagen worden und leben Tag und Nacht im Freien oder einem heruntergekommenen Schuppen.

„Ich möchte sie unbedingt zusammenlassen — sie sind eine Herde“, sagt Yvonne Kehlenbach. Zärtlich schlecken die Hengste sich gegenseitig das Fell sauber und rennen um die Wette. In Absprache mit dem Tierheim entschied sich die Tierfreundin schließlich, die Pferde zu übernehmen. Sie machte mit dem Vorbesitzer einen schriftlichen Vertrag, ließ die Tiere impfen und versichern und besorgt regelmäßig Futter. „Jetzt suche ich Paten, die sich mit um die Tiere kümmern — mit Geld oder mit Hilfe.“ Sie selbst möchte einen 400-Euro-Job zusätzlich zu ihrem Job als Zahnarzthelferin, um das neue Hobby zu finanzieren. Außerdem hofft sie auf eine kostengünstigere Wiese im näheren Umfeld. 140 Rundschreiben hat sie bereits in der Umgebung verteilt, doch nur eine Rückmeldung erhalten. Im Bekanntenkreis fand sie zusätzlich fünf Paten. Doch Arbeit bleibt genug: Ein neuer Unterstand muss aufgebaut, der Zaun erneuert und die Pferde an Menschen gewöhnt werden.

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