Kolumne: Logbucheintrag 0.17 : Wen laden einladende Plätze eigentlich ein?
Utopiastadt In diesem Teil der Utopiastadt-Kolumne schreibt Autor David Becher über Stadtentwicklung und deren Einfluss auf die Gesellschaft.
Armut bekämpfen. Eine Parole, auf die sich vom alternativen Plenum bis zur konservativen Sonntagsrede fast alle Gesellschaftsschichten schnell einigen. Weil dabei aber wohl alle etwas anderes meinen und 3000 Zeichen nicht ausreichen, das sorgfältig zu sortieren, schnappe ich mir nur einen Teilaspekt dazu in der Stadt- und Quartiersentwicklung.
Auch da taucht Armut als Thema auf. Und auch hier würden viele die genannte Parole unterschreiben. Was leider viel zu oft tatsächlich passiert, ist, dass nicht Armut, sondern eher Arme bekämpft werden. Mal offensiv durch deutliche Preissteigerungen bei saniertem Wohnraum, meist aber schleichend durch ein Verhalten, das Armut so beständig macht, selbst in einer der reichsten Gesellschaften der Welt: Ignoranz.
Ich bin sehr privilegiert. Ich hatte bis heute stets genug Zeit, Geld und Gelegenheiten für ein gutes Leben. Von familiärer Unterstützung und strukturellen Vorteilen durch Hautfarbe und Geschlecht habe ich da noch gar nicht geredet. Aber was ist mit meinen Nachbarn? Und wenn ich mir schon anmaße, über Beteiligung und Stadtentwicklung zu diskutieren – wie kann und muss ich die Bedarfe derer beachten, die aus struktureller Benachteiligung schlicht nicht die Gelegenheiten haben, überall mitzureden?