Luisenviertel Wo Händler dem Abwärtstrend trotzen

An der Friedrich-Ebert-Straße zeigt sich der inhabergeführte Einzelhandel besonders innovativ und erfolgreich. Ein Überblick.

Luisenviertel. „Die Klage ist des Kaufmanns Gruß“ lautet eine geflügelte Weisheit, und wer die Leerstände in den Innenstädten sieht, der findet in dieser Aussage mehr als ein Körnchen Wahrheit. Schließlich beschert der Internethandel vielen Geschäftsinhabern rapide Umsatzeinbußen. Leerstände und verödete Innenstädte sind die Folge. Doch es gibt in Wuppertal eine Art Insel der Seligen, wo Handel und Wandel noch Freude bereiten und die Stammkundschaft den Verlockungen des Online-Handels noch nicht erlegen zu sein scheint: die Friedrich-Ebert-Straße — zumindet Teile von ihr. Eine Einkaufsmeile mit durchweg inhabergeführten Geschäften und einem gesunden Branchen-Mix, bei dem selbst die Sperrung der B 7 nur eine untergeordnete Rolle spielt.

„Meine Frau und ich sind seit drei Jahren hier in der Nähe des Robert-Daum-Platzes“, erzählt Mathias Klein, Inhaber von „Square eight“, einem Fachgeschäft für Mode, Streetwear, Freizeitlook. „Wir kennen das gar nicht anders“, sagt der gebürtige Bochumer, der jetzt auf dem Ölberg wohnt, schmunzelnd. „Das Luisenviertel war das Erste, was wir von Wuppertal gesehen haben. Das vermittelt doch im Frühling und Sommer schon Urlaubsflair.“ Er und seine Frau Carla Müller hätten sich in relativ kurzer Zeit eine „gute, loyale“ Kundschaft aufgebaut.

Egino Weinert, Gold- und Silberschmiedemeister in unmittelbarer Nachbarschaft, ist mit seinem Geschäft 1995 von Barmen ins Luisenviertel gezogen. „Die Räumlichkeiten und die Umgebung haben mich direkt angesprochen. Es ist ausgesprochen schön hier, und das scheinen auch die Kunden zu denken, die aus Haan, Wülfrath, Gruiten und Umgebung zu uns kommen“, sagt Weinert, der auch Azubis ausbildet.

Nicht anders sieht es Georg Eisele, Inhaber des Spielwarengeschäfts „Lindwurm“ — und das seit 30 Jahren. „Das Luisenviertel war immer schon attraktiv und die Mieten bezahlbar“, sagt er zur Geschäftslage. „Hier hat sich im Laufe der Jahre nicht viel verändert. Das schafft auch Vertrauen bei der Kundschaft. Heute kommen viele schon in zweiter Generation zu mir“, sagt Eisele, der schwerpunktmäßig Holzspielzeug verkauft. „Wir folgen nicht unbedingt dem Mainstream und bevorzugen kleine Hersteller.“

„17 und wir“ heißt die seit vier Jahren bestehende Mode-Boutique von Ilka Held und Katharina Kriatchko im oberen Teil der Friedrich-Ebert-Straße. Ilka Held urteilt schlicht: „Es gibt nichts Schöneres.“ Wenngleich sie auch nicht gerade die besten Erinnerungen an die Anfangstage nach der B7-Sperrung hegt. „Aber wir haben nicht gejammert, sondern unsere Kunden angeschrieben, waren auf Facebook und im Internet unterwegs und haben mit der Nachbarschaft Aktionen wie „Das Viertel leuchtet“ organisiert.

Seit zehn Jahren betreibt Sabine Much ihr Schuhgeschäft, in dem es auch Handtaschen und Accessoires zu kaufen gibt. „Die Friedrich-Ebert-Straße ist die beste Lage in Wuppertal“, ist ihre feste Überzeugung. „Nach der B7-Sperrung und dem verstärkten Durchgangsverkehr haben sich bei mir lediglich die Einkaufszeiten geändert, aber zum Glück blieb mir die Stammkundschaft treu.“

Vorfreude auf die immer näher rückende Freigabe der B7 bei Mathias Klein von „Square eight“: „Ich bin mal gespannt, ob sich das auch positiv aufs Geschäft auswirkt.“

Michael Kozinowski, seit 1990 Inhaber der Buchhandlung V. Mackensen und Vorsitzender der IG Friedrich-Ebert-Straße, ist auch um die Zukunft des Standorts nicht bange: „Bei uns im Viertel herrscht ein gutes Miteinander der inhabergeführten Geschäfte, wobei alle eine ähnliche Kundenstruktur mit vielen Stammkunden haben. Kunden, die eine persönliche Ansprache zu schätzen wissen und die oft schon in der zweiten und dritten Generation zu uns kommen.“ Sein Fazit zur anheimelnden Einkaufsmeile: „Ich kann mir keinen besseren Standort vorstellen.“

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