Supermarkt: Sonnborner hoffen auf eine schnellere Lösung

Investor soll schon benötigte Grundstücke gekauft haben. Eine EU-weite Ausschreibung könnte damit hinfällig werden.

Sonnborn. Es war eine böse Überraschung: „Europaweit“ sollte das Projekt „Nahversorgung für Sonnborn“ ausgeschrieben werden. Eine schnelle Lösung des Problems schien damit für viele Sonnborner vom Tisch. Dass es seit der Ankündigung der Stadt Anfang des Jahres zudem praktisch keine offiziellen Neuigkeiten zu dem Thema gab — weder aus der Politik noch der Verwaltung — ließ die Gerüchteküche im Stadtteil brodeln. Unter Umständen ist eine Ausschreibung aber gar nicht mehr nötig, wie eine Nachfrage bei der Stadt jetzt — gut ein Jahr nach der Schließung des Edeka-Marktes — ergab.

„Zum Sachstand lässt sich im Augenblick noch nichts Neues sagen, da die Prüfung mit dem Ziel einer rechtssicheren und städtebaulich zufriedenstellenden Lösung ohne (EU-weite) Ausschreibung noch im Gange ist“, heißt es aus dem Bau- und Planungsamt.

Warum jetzt die Kehrtwende? Zu den Hintergründen wollte sich die Verwaltung nicht äußern. Allerdings kursieren im Stadtteil Gerüchte, wonach ein Investor — nach WZ-Informationen ein Discounter — bereits Grundstücke an der Sonnborner Straße gekauft haben soll, die für eine Realisierung des Projektes benötigt werden. Das würde eine Ausschreibung hinfällig machen.

Da auch der Parkplatz am Sonnborner Ufer, der der Stadt gehört, in den Planungsbereich eingebunden ist, müsste unter Umständen dann „nur“ Baurecht geschaffen werden, was das Projekt schneller voranbringen könnte. Eine Bestätigung dafür gibt es aber nicht, die Stadt hält sich erst einmal bedeckt. Auch in der Bezirksvertretung wurde das Thema zuletzt nur im nicht öffentlichen Teil behandelt.

Anwohner und Geschäftsleute ärgern sich indes über die unbefriedigende Entwicklung. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, sagt Giuseppina Reeb vom Eiscafe an der Sonnborner Straße. Es sei nicht nur ein Problem, dass den Sonnbornern eine Einkaufsmöglichkeit fehle. Auch die Geschäftsleute würden leiden. „Wir haben hier schon viele Leerstände, weitere werden dazu kommen“, glaubt Michael Biermann.

Er vermisst wie auch Reeb die Transparenz. „Es gibt keine Informationen an die Bürger und passiert ist bisher auch nichts.“ Kritik gibt es auch in Richtung des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck, dem mangelnde Unterstützung vorgeworfen wird.

Dessen Vorsitzender Bernd Udo Hindrichs, zugleich SPD-Bezirksvertreter, weist das zurück. „Wir verstehen die Sorgen der Geschäftsleute, wir wüssten ja auch gerne mehr.“ Er verweist auch auf ein Schreiben des Bürgervereins an die Bezirksvertretung (BV), worin unter anderem die Stadtplanung aufgefordert wird, den Prozess voranzutreiben. Außerdem werde „aus dem Rathaus ein konkreter Zwischenbericht so kurzfristig wie eben möglich erbeten“. Bezirksbürgermeisterin Christa Kühme hofft, spätestens in der Juni-Sitzung der BV der Öffentlichkeit Neuigkeiten präsentieren zu können.

Möglichst schnell soll eine Lösung gefunden werden. Hindrichs betont allerdings, dass diese „zukunftsfähig sein muss“. Ein Nahversorger in der Größe des bisherigen Edeka reiche da nicht. Das sehen einige Geschäftsleute anders. „Wir brauchen einfach einen Laden hier.“

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