Steile Treppen, geheime Treffen und spannende Stadtgeschichte

Beim Stadtspaziergang mit Reiner Rhefus ging es durch Wuppertals Vorzeigeviertel.

Ölberg. Kaum hat die Stadtführung begonnen, bleibt die sechsköpfige Gruppe auch schon wieder stehen. Vom Laurentiusplatz ging es zur Luisenstraße, wo Reiner Rhefus vom Historischen Zentrum die Teilnehmer der Stadtführung „Der Elberfelder Ölberg“ durch einen schmalen, niedrigen, fast mittelalterlich anmutenden Durchgang führt und ein Paradebeispiel der engen Bebauung Wuppertals präsentiert.

Reiner Rhefus

Die Gruppe hört interessiert zu, was Rhefus rund um das etwa 150 Jahre alte Haus zu berichten weiß. Vor allem die Arbeiterbewegung und die Geschichte der Sozialdemokratie sind seine Spezialgebiete und so ist der Ölberg als ehemals dicht besiedeltes Arbeiterviertel ein besonders geeigneter Ort, um über das alltägliche Leben und die politischen Geschehnisse zu referieren. Anlass der Ölberg-Führung war der Start der Ausstellung „150 Jahre deutsche Sozialdemokratie“ im Historischen Zentrum sowie der 135. Jahrestag des Sozialistengesetzes.

Viele weitere interessante Geschichten bekommen die Teilnehmer zum Thema zu Ohren — über die Treppe „Tippen Tappen Tönchen“ geht es hinauf in die Nordstadt. Beiläufig weiß Rhefuß auch eine Menge Wissenswertes am Rande zu berichten. So etwa, wie die in ganz Wuppertal bekannte Treppe zu ihrem Namen gekommen ist. „Regen unterspülte die Stufen so stark, dass unter ihnen richtige Höhlen in verschiedenen Größen und Formen entstanden sind. Gingen vor allem Frauen mit ihren hohen Absatzschuhen über die Treppe, gab jede Stufe einen anderen Ton von sich.“

Über die vielen kleinen Straßen, die rechts und links von den eindrucksvollen Häuserfassaden zierend umsäumt werden, vorbei an Hombüchel, Schusterplatz und Marienstraße, steuert Rhefus die Wirkerstraße an. „Hier, in den Häusern 15 bis 17, war im Tiefkeller ein geheimes Parteibüro. Getarnt als Sparverein wurden hier sozialdemokratische Themen besprochen“, so der Ölberg-Kenner begeistert.

Auch die Teilnehmer sind fasziniert: „14 Jahre wohne ich bereits in Wuppertal. Nun wollte ich meine Stadt endlich mal besser kennenlernen“, sagt Ursula Torkai, die in der Varresbeck wohnt. Wie sie schwärmt auch Wilma Krug von dem Gesehenen und Gehörten: „Man kennt hier alles, aber die Hintergründe nicht. Es ist sehr interessant zu erfahren, wie die Leute damals hier gelebt haben“. Und während sich die Wirkerstraße heute inmitten der Stadt Wuppertal befindet, war 1875 hier der Rand der Stadt erreicht. „Damals gab es ab hier nur noch Wälder, Felder und Wiesen“, so Rhefus.

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