Schwimmoper: Neuer Chic für die alte Bade-Dame

Baustelle: Jetzt beginnen die Einbauarbeiten. Bis Herbst 2009 soll alles fertig sein.

Elberfeld. Sie ist elegant, hat wohlgeformte Kurven und erscheint im klassischen Chic der 50er Jahre. Wie eine alternde Hollywooddiva, eine Liz Taylor der Baugeschichte, prangt sie über den Dächern von Wuppertal. Die Schwimmoper gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. Als Wettkampfstätte, Filmort, Partylocation oder als Schulschwimmbad, sie stand den Wuppertalern stets zu Diensten.

Seit einem Jahr wird die alte Dame bereits grundsaniert. Nun sind die Entkernungsarbeiten abgeschlossen, im August beginnen die Roh- und Einbauarbeiten. Ausgerüstet mit Helmen und festem Schuhwerk machte sich jetzt eine Gruppe von Journalisten und anderen Beteiligten auf, um gemeinsam mit Architekten den Schwimmpalast von Innen zu erkunden.

Über Nottreppen, rohen Betonboden, durch Stützenwälder, bahnt sich der Trupp den Weg in die Tiefen des Gebäudes. In der großen Schwimmhalle angelangt, eröffnet sich den Neugierigen ein beeindruckendes Bild. Ohne den sonstigen Baderummel präsentiert sich der Raum in seiner gewaltigen Dimension: Der nackte Beton, die leeren Wasserbecken sowie links und rechts die steilen Tribünen, die sich wie ein Gebirge vor der Gruppe auftürmen.

Animiert von so viel Wucht, gibt es für einige kein Halten mehr - der Erste winkt schon übermütig aus dem leeren 30 x 25 Meter Becken, um die nie da gewesene Gelegenheit zu nutzen, die Oper vom Grund des Beckens aus zu bestaunen. Künftig wird dort der Schwimmer seine Bahnen nicht mehr längs, sondern parallel zu den Tribünen ziehen. Damit wäre dann auch das entscheidende Malheur beseitigt - die fehlenden zwei Zentimeter von Anschlagfläche zu Anschlagfläche, die der Oper große Wettkämpfe unmöglich machten.

Von Visionen einer deutschen Meisterschaft, unter den Augen von 1600 fiebernden Fans, spricht Bernd Bever, stellvertretender Leiter der Sport- und Bädereinrichtungen, begeistert. Eine Renaissance der 25 Meter-Bahn sei im Kommen, häufigeres Wenden bringe mehr Aktion. Im linken Flügel, der ehemaligen Damenumkleide, erläutert Architektin Gertrud Finger die Pläne: "Wir befinden uns in der künftigen Saunalandschaft", sagt sie und zeigt auf die an die Wände gepinnten Computer-Visualisierungen.

Sie helfen der Fantasie der verblüfften, zwischen Gasbetonsteinen stehenden Gruppe auf die Sprünge. Die Grafiken zeigen modernes Interieur, der Raum ist in tiefes Blau getaucht und mit transparenten Glaselementen bestückt. Saunen, ein Dampfbad, ein offener Kamin, und sogar eine Salzgrotte, sollen bis Ende kommenden Jahres dort entstehen. "Größer, heller, transparenter", lautet die Devise.

Viele der alten Funktionen, wie etwa die öffentliche Waschgelegenheit, wo die Wuppertaler zur wöchentlichen Körperpflege anrückten, sind überflüssig geworden. Auch die einstigen Umkleidetrakte, weichen einem modernen Fitness- und Wellnessbereich. Der Baukörper soll aber als Identifkationsmerkmal bleiben. Auch würden keine Mühen gescheut, die alten Kacheln und Mosaike sowie die gelben Klinkersteine der Außenfassade, so weit es geht, originalgetreu zu ersetzen.

Die Problematik, einen Kompromiss zu finden zwischen ästhetischer Nostalgie und Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit bleibt. Das Gebäude wird trotz aller Bemühungen an Klarheit verlieren. Anbauten, wie die zwei sogenannte "Rucksäcke" aus Glas und Stahl, in denen Solarien sowie Wickelraum und Toiletten untergebracht sind, nehmen dem Gebäude Struktur.

Auch der Sprungturm ist dem Umbau zum Opfer gefallen. Noch versprüht die Halle ihren morbiden Charme, bevor sie, mit gefüllten Becken und neuen Kacheln bestückt, im Herbst 2009 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

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