Schüler gestalten Tücher für die Sternenkinder

Die Stoffe sollen für trauerende Eltern auch ein Element der Erinnerung sein.

Schüler gestalten Tücher für die Sternenkinder
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Das Thema „Leiden, Lieben, Leben“ des Kunst- und Literaturkurses des St. Anna Gymnasiums umfasst ein breites Spektrum. Alle diese Aspekte finden sich in der Beschäftigung mit der Trauer von Eltern, deren Kinder schon während oder kurz nach der Schwangerschaft verstorben sind, wieder. Als Zeichen der Verbundenheit mit den Angehörigen gestalteten die 28 Kursteilnehmerinnen der 9. Klasse „Sternentücher“ mit individuellen Motiven und übergaben diese nun in der Krankenhauskapelle.

Im Rahmen des Projektes hatte Anja Spilker, Leiterin der Sternenkinderambulanz, über die Rituale der Trauerbegleitung an der Schule berichtet. Ein emotionales Thema, bei dem auch Tränen geflossen sind. Auf dem Tuch von Kira (14) steht der Spruch „Fern bei den Sternen und doch so nah“ umrahmt von gelben Sternen. „Ich habe lange überlegt, wie ich das Tuch gestalten soll“, erzählt sie. Auch Stine (14) hat sich intensiv damit beschäftigt: „Ich habe mir Inspirationen von meiner Mutter geholt. Das ging schon ans Herz und war etwas anderes als normaler Unterricht.“ Und das ist auch die Absicht, die Schulleiter Benedikt Stratmann verfolgt. „Schule soll auf das Leben vorbereiten, und das Thema Menschlichkeit ist ein zentrales Thema, das unsere Schule antreibt“.

Die Sternentücher waren in einer besonderen und ruhigen Atmosphäre entstanden, wie die Schüler berichteten. „Diese Stimmung werdet ihr nie vergessen“, prophezeite Stratmann. Kursleiterin Martina Loitsch sieht das auch so. „Das Projekt ist keine normale Lernsituation und holt das Leben in die Schule.“

Luise (15) steht dazu, dass auch sie bei den Ausführungen von Anja Spilker geweint hat. Dennoch steht der Aspekt des Helfens für sie im Vordergrund. „Die Betroffenen werden nicht alleine gelassen in ihrer Trauer. Das hat auch etwas Beruhigendes.“ Die Sternentücher haben eine besondere Aufgabe. Sie werden zur Bestattung der sogenannten „Sternenkinder“ genutzt. „Die Eltern können sich ein Tuch aussuchen“, erzählt Spilker. Das jeweilige Motiv wiederholt sich klein in einer Ecke des Tuches, kann abgeschnitten und als Erinnerung verwahrt werden.

Dreimal jährlich werden in Wuppertal die Sternenkinder auf dem Friedhof Schützenstraße der Gemeinde St. Antonius bestattet. Die Sternenkinderambulanz wird seit 2015 von der Bethanien Diakonissen-Stiftung getragen und gemeinsam mit dem Agaplesion Bethesda Krankenhaus und der DRK-Schwesternschaft Wuppertal, dem Helios-Klinikum, der Katholischen Krankenhaus-Seelsorge sowie weiteren Partnern betrieben. Sie bietet Betroffenen Gehör und einen Platz für die Trauer um ihr Kind. „Es können alle Betroffenen zu uns kommen, auch aus den Nachbarstädten“, erklärt Spilker. Als Abschluss konnten die Schülerinnen noch einen Blick in die Räume der Sternenkinderambulanz werfen. Viele liebevoll gestaltete Präsente für Geschwisterkinder und Eltern liegen hier bereit.

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