Prozess nach Brand im Marienheim

Zwei junge Männer werden der Brandstiftung im ehemaligen Krankenhaus beschuldigt.

Hardt. Noch während die Feuerwehr versuchte, den Großbrand im Marienheim in den Griff zu bekommen, meldeten sich zwei junge Männer (18 und 19 Jahre alt) bei den Polizisten vor Ort: Drei Männer hätten sie gesehen, die aus einem Kellerfenster geklettert seien. Beschreiben konnten sie die Täter sehr genau. Doch bevor die Beamten eine Fahndung einleiteten, bewiesen sie Spürsinn. Sie baten die Männer aufs Revier und befragten sie getrennt. Wenige Stunden später gestanden die Männer, das Feuer selbst gelegt zu haben. Das war im Dezember 2011. Ende des Monats steht der Prozess gegen die Heranwachsenden an.

Dabei geht es nicht nur um das Feuer. Wie die geständigen jungen Männer ausgesagt haben, war ihr Motiv eine andere Straftat: Sie seien zunächst nur durch ein Kellerfenster in das ehemalige Krankenhaus (siehe Kasten) eingestiegen, um Gegenstände zu suchen, die sich zum Verkauf eignen.

Im Dachgeschoss des Gebäudes sei dann allerdings eine schlimme Erinnerung hervorgerufen worden: Etwa ein Jahr zuvor soll eine Freundin der Angeklagten im Marienheim vergewaltigt worden sein. Man sei „wütend auf den Raum“ geworden — die Idee entstand, den Raum anzuzünden.

Mit ihren Feuerzeugen setzten sie einen Sessel in Brand und verschwanden. Doch nicht nur der verhasste Raum wurde Opfer des Feuers: Der Brand breitete sich bis zu Türrahmen und Teilen der Dachkonstruktion aus. Das Löschwasser der Feuerwehr bahnte sich seinen Weg sogar bis in den Keller des Gebäudes — durch sieben Stockwerke. Der Geschäftsführer der Tal-Projekt GmbH, die Wohnungen in dem ehemaligen Krankenhaus einrichten will, konnte am Donnerstag noch keine Auskunft über die genaue Höhe des Schadens geben. „Sicher ist aber, dass es mindestens so teuer wird, wie bei der Brandstiftung im Jahr zuvor“, sagt er. Der Schaden damals: 380.000 Euro.

Denn die jetzt angeklagte Brandstiftung aus dem Dezember 2011 ist kein Einzelfall: Bereits zwei Wochen zuvor stand das Marienheim in Flammen. Genau wie an Pfingsten 2010. Damals wurden drei der Brandstiftung verdächtige Jugendliche freigesprochen. Zuvor hatten sie sich gegenseitig beschuldigt, weshalb das Gericht nicht in der Lage war, einem der Angeklagten die Tat zuzuordnen.

Ob er der Verhandlung gegen die mutmaßlichen Brandstifter am 31. August beiwohnen wird, weiß der Geschäftsführer von Tal-Projekt nicht: „Ich habe, was dieses Thema angeht, resigniert. Der Freispruch beim letzten Mal war ein echter Schock.“

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